STEREO GUIDE Testurteil
+ breitbandige Wiedergabe
+ präziser, für die Gehäuse-Abmessungen sattter Bass mit Kick
+ klare Stimmwiedergabe, frische, differenzierte Höhen
+ ansprechende Verarbeitung
+ analoger Eingang
- analoger Lautstärkeregler lässt sich nicht mit dem Handy synchronisieren
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.8
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Klang: Bass / Dynamik7.8
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Praxis / Connectivity9.2
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Preis / Leistung9.2
Hinter der Orange Box steht die Geschichte des verzerrten Gitarrensounds. Sie führte letztlich zu allen Spielarten des härteren Rocks. Und sie brachte einige berühmte Namen auf der Seite der Gitarrenverstärker hervor. Mit Marshall wagte der wohl bekannteste Hersteller den Schritt zu Kopfhörern und Bluetooth-Lautsprechern bereits sehr erfolgreich. Jetzt zieht auch Orange Amp nach.
Orange Amp? Wer diesen Namen nicht kennt, scheint zumindest um die berühmtesten Gitarristen der Heavy Metal Geschichte bisher einen Bogen gemacht zu haben. Mit Led Zeppelin, AC/DC, Black Sabbath und Iron Maiden stehen aber die Größten der Großen auf der Artist List der englischen Manufaktur. Gitarristen schwören auf die charakteristisch orangenen Verstärker in Vollröhrentechnik mit bissigeren Riffs.
Der ewige Geheimtipp
Ja, und auch bei der Orange Box, dem kleinsten Bluetooth Speaker des Hauses, sind gewisse Parallelen zum bekannteren Konkurrenten nicht von der Hand zu weisen: nach Größe, Aufmachung und Einsatzbereich ist die Orange Box dem vor längerer Zeit von STEREO GUIDE getesteten Marshall Kilburn II nicht unähnlich. Subjektiv fällt die Orange Box ganz schön schwer aus, was aber durch die hohe Qualität des Lederriemens wieder ausgeglichen wird. Wirklich überzeugend sind die Retro-Details des Gehäuses wie die gewobene Schallwandabdeckung, die rückwärtigen Typenschilder und die Knöpfe für die Riemenaufnahme. Nicht zu vergessen der Kippschalter aus Metall und die Bereitschafts-Leuchte unter Glas statt einer schnöden LED. Das macht die Orange Box zum Schmuckstück, damit ist sie aber auch weder wasser- noch staubabweisend und sollte mobil entsprechend vorsichtig behandelt werden.
Neben klassischem Schwarz wird auch die orange Kunstlederverkleidung angeboten, die den berühmten Gitarrenverstärkern von Clifford Cooper in den spätern 1960er Jahren ihren Namen gab. Der Gründer führt übrigens bis heute das Unternehmen, statt die Markenrechte an andere weiterzuvermieten.
Zwei Stereo-Kanäle mit integriertem Mono-Subwoofer
Die Schallwand ist immer mit einer retro-beigen, geflochtenen Bespannung bedeckt. Dahinter verbirgt sich eine klassische 2.1-Bestückung. Den Bass gibt ein 10 cm großer Konus in Mono wieder, der allein mit stolzen 30 Watt RMS angetrieben wird.
Links und rechts daneben sitzen die Mittelhochtöner, die mit jeweils 10 Watt für ein klares Klangbild und zumindest angedeutete Stereoabbildung sorgen sollen. Eine Besonderheit hier: Der Hersteller verweist auf die besonders klangstarken Endstufen in A/B-Schaltung, wie man sie aus hochwertigen stationären HiFi-Verstärkern und High End Aktivboxen wie der KEF LS 50 Wireless II und der Elac Navis ARB-51 kennt. Die verbrauchen nun deutlich mehr Strom als die wirkungsgradstarken Schaltendstufen, weshalb die 15 Stunden Akkulaufzeit aus einer 3 Kilogramm leichten Box umso erstaunlicher erscheinen.
Bedienung und Möglichkeiten
In Nostalgie schwelgen kann jeder Amateurgitarrist oder -bassist beim Bedienen der Regler und Schalter der Orange Box. Die stehen in Qualität und Haptik den deutlich teureren Instrumentenverstärkern in nichts nach. Neben dem klassischen Kippschalter für Ein/Aus finden wir drei Drehregler für Bass, Höhen und Lautstärke die offenkundig alle analog arbeiten. Das bedeutet für die Praxis aber auch: Die Lautstärke lässt sich nicht vom Smartphone aus fernsteuern. Man sollte daher am besten den Bluetooth Sender – sprich das Handy oder Tablet – auf vollen Pegel stellen und den Wiedergabe-Pegel direkt am Lautsprecher regeln. Das ist zwar unpraktisch, aber wegen der maximalen Auflösung der übertragenen Audio-Daten klanglich die beste Option.
Bluetooth kommt in der Version 5.0 in die Orange Box, zusätzlich gibt es einen analogen Line-Eingang per Klinke. Ganz im Sinne einer hohen Klangqualität sind sowohl aptX als auch AAC als Codecs eingebaut.
Einen USB-Anschluss gibt es gar nicht, auch nicht zum Laden oder als Powerbank fürs Smartphone. Das mitgelieferte Netzteil hat einen proprietären Stecker und benötigt eine Steckdose. Nachladen unterwegs ist damit deutlich schwieriger als bei Mitbewerbern mit USB-C-Eingang oder ähnlichem.
Die Bedienmöglichkeiten sind auf ein Minimum beschränkt. Weder gibt es eine Wiedergabesteuerung, noch eine App-Verbindung oder die Möglichkeit des Stereo-Pairings. Von Telefoniefunktionen ganz zu schweigen. Immerhin ist eine der Lampen auf dem Bedienfeld der Akkustandsanzeige vorbehalten.
So klingt die Orange Box mit Bluetooth
Mag die Orange Box auch von ihrer Signal-Farbe abgesehen an den betagten Marshall Kilburn II erinnern, klanglich setzt sich der neue Mitbewerber ganz klar ab. Der Bluetooth-Lautsprecher geht deutlich impulsiver und kraftvoller zur Sache. Sehr schnell stechen auch die deutlich frischeren und im Detail besser aufgelösten Höhen hervor. Die orange Wireless-Box erzeugt zudem einen druckvolleren Bass. Der Unterschied an beiden Enden des hörbaren Frequenz-Spektrums fällt so große aus, dass er sich auch nicht mit den Klangreglern des Kilburn II ausgleichen lässt. Während der nostalgisch gestylte Marshall seinen optischen Auftritt durch eher weichen, warmen Retro-Sound unterstreicht, ist die Orange Box akustisch im 21. Jahrhundert angekommen.
Mit der frischen, lebendigen Spielweise klingt nicht nur E-Gitarren-Musik mit ausdrucksvoller Gesangstimme wie die Live-Mitschnitte für diese Gewichtsklasse sehr dynamisch, breitbandig und differenziert. Die satte, präzise und dabei recht druckvolle Basswiedergabe und die klaren, spritzigen Höhen erwecken auch Hip Hop, House und andere elektronische Musik zum Leben. Die mühelos, ohne Zeichen von Anstrengung oder gar Verzerrungen erreichbaren Pegel tun ein übriges, um die Orange Box in ihrer Größenklasse zum König der Partyboxen zu machen.
So klare, natürliche Stimmen und Hochton.Impulse verbunden mit einem solchen trockenen, tiefen Kick im Bass bekommt man sonst nur in Verbindung mit deutlich sperrigeren Abmessungen. Das gilt besonders in Verbindung mit der bemerkenswerten Pegelfestigkeit. Und sogar die Größe der Abbildung lässt die Orange Box ziemlich erwachsen wirken. Mit diesem mittelgroßen mobilen Bluetooth-Lautsprecher legt die Marke den Grundstein, in Zukunft auch jenseits der Konzertbühnen an Bekanntheit zu gewinnen.
Testfazit und Alternativen zur Orange Box
Der zum Vergleich herangezogene Teufel Boomster kann in der Hochtonwiedergabe mithalten und wirkt im Bass noch satter. Doch in Sachen Kick und Klarheit, aber auch beim Pegel kann der deutlich kleinere orange Bluetooth-Speaker verblüffend gut mithalten. Das gilt auch für Natürlichkeit und Transparenz. Der JBL Charge 5 bietet nicht ganz die Klangsouveränität, ist aber preiswerter und leichter. So stilvoll und gut verarbeitet wie die Orange Box sind aber alle vorgenannten nicht.
Technische Daten Orange Box
- Preisempfehlung des Herstellers: 315 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 28 x 17,5 x 17 cm
- Gewicht: 3 kg
- Akkulaufzeit bis zu 15 Stunden
- Besonderheiten: Analog-Eingang, analoge Klangregler, Class-A/B-Endstufen (Mittelhochton), Netzteil
- Mehr unter: orangeamps.com