STEREO GUIDE Test-Urteil
Die neuen Bose QuietComfort Ultra Headphones 2nd Gen liefern kräftigen Bass, latenzarmes Headtracking und starkes Noise Cancelling. Stimmen klingen rauer, dafür überzeugt aber der Bass kickt und die gesteigerte Dynamik macht Freude.
Vorteile
- Druckvoller, tiefer und präziser Bass
- Sehr anspringende, knackige Spielweise
- Tolle App, hoher Funktionsumfang
- Sehr wirksames ANC
Nachteile
- etwas rau im Mittel-Hochton-Bereich, vor allem bei Stimmen
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Natürlichkeit / Transparenz8.6
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Bass / Dynamik9.5
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Praxis / Connectivity9.5
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Preis/Leistung8.8
Bose geht mit seinen QuietComfort Ultra Headphones in die zweite Runde – und bleibt äußerlich weitgehend bei Bewährtem. Wer den Vorgänger der Bose QuietComfort Ultra Headphones 2nd Gen kennt, wird das vertraute Design sofort wiedererkennen: Die markante Linienführung, die wertigen Materialien und die komfortable Polsterung sind praktisch identisch. Der auffälligste sichtbare Unterschied kommt durch die unteren Teile des Kopfbügels mit der Faltmechanik, der schön solide aus Metall besteht. Den Metallcharakter betont Bose in der zweiten Gegneration durch die polierten Oberflächen, die gerade auch bei der weißen Version herausstechen. Zudem gibt es neue, modische Farben: Sandstone Beige und Dunkelviolett.
Im Kern setzt Bose bei seinem Over-Ear mit Active Noise-Cancelling (ANC) weiter auf das bekannte TriPort-Akustiksystem mit dynamischen Treibern, jedoch mit einer hörbar veränderten Abstimmung. Die eigentlichen Neuerungen stecken im Detail – und sie betreffen vor allem die Akustik und die Signalverarbeitung. Laut Bose wurde die interne Architektur leicht überarbeitet, um ein dynamischeres Klangbild zu ermöglichen.
Verbesserungen in der Konnektivität und Akkulaufzeit
Das Hardcase mit Kabelfach gehört wie beim Vorgänger zu den kompaktesten seiner Art. Das ist ideal für Reisen mit Handgepäck und überall, wo Platz rar ist. Auch bei Gewicht (nur 250 Gramm), Akkulaufzeit und Bedienkonzept gibt es keine größeren Überraschungen. Mit bis zu 30 Stunden Wiedergabe ohne ANC und Spatial Audio, bis zu 24 Stunden mi ANC und 18 Stunden mit Noise-Cancelling plus aktiviertem Immersive Mode liegt die Laufzeit auf höherem, aber nicht rekordverdächtigem Niveau. Die Akku-Ladedauer beträgt bis zu 3 Stunden. Für eilige Zeitgenossen gibt es die Möglichkeit, mit einer Schnellaufladung in 15 Minuten für bis zu 2,5 Stunden Akkulaufzeit über den USB-Anschluss nachzutanken.



Gesteuert wird der Bluetooth-Kopfhörer wie gewohnt über eine Mischung aus haptischen Tasten und Touchfläche für die bequeme Lautstärkeregelung durch Wischgesten, was in der Praxis immer noch zu den zuverlässigeren Lösungen am Markt zählt.
Neben der drahtlosen Verbindung per Bluetooth 5.4 mit SBC-, AAC- oder aptX-Adaptive-Codecs gibt es auch einen klassischen Analog-Eingang, der über den, bei Bose-Kopfhörern typischen 2,5-mm-Klinkenanschluss realisiert wird. Ein passendes Adapterkabel auf die bei Mobilgeräten üblichen 3,5-mm-Klinken-Buchsen liegt bereits bei. Damit lässt sich der Kopfhörer auch problemlos im Flugzeug nutzen – mit entsprechendem Airline-Adapter – oder an einem Laptop betreiben, wenn Bluetooth einmal ausgeschaltet bleiben soll.

Jetzt mit verlustfreier USB-Audio-Wiedergabe
Ein wesentliches Update ist die Audio-Wiedergabe via USB-C-Anschluss, mit dem man die QuietComfort Ultra Headphones der zweiten Generation auch gleichzeitig aufladen kann. Über das beiliegende USB-Audiokabel lässt sich der Kopfhörer auch verlustfrei digital ansteuern – eine Option, die vor allem für Gamer interessant ist. Die gerade im Gaming-Bereich besonders störende Verzögerung zwischen Bild und Ton lässt sich in der 2. Generation des Bose-QC-Ultra-Kopfhörers selbst im Bluetooth-Betrieb beseitigen: Wer ein Android-Gerät mit Snapdragon Sound nutzt, profitiert vom speziellen Gaming-Modus mit besonders niedriger Latenz. In diesem Modus optimiert der aptX Adaptive Codec automatisch die Übertragung für flüssiges mobiles Spielen ohne spürbare Verzögerungen.
Wer eine Bose-Soundbar wie die Smart Soundbar 600 besitzt, kann den Kopfhörer damit über Bluetooth „SimpleSync“ verbinden – aber nicht etwa, um die QuietComfort Ultra Headphones 2 als zusätzlichen Lautsprecher zu verwenden, sondern um seinen Film spät in der Nacht ohne Trouble mit Nachbarn mit Kopfhörer-Ton zu schauen. Das ist praktisch, weil viele Fernseher – von Beamern gar nicht zu reden – keinen Bluetooth-Ton ausgeben.
Bedienung, App und Praxis
Die Steuerung erfolgt weiterhin über eine Mischung aus physischen Tasten und einem Touchfeld an der Hörmuschel. Damit lassen sich Lautstärke, Wiedergabe und Anrufe komfortabel steuern. In der Bose Music App für iOS oder Android warten erweiterte Optionen: Hier lassen sich ANC und Transparenzmodus in mehreren Stufen einstellen, Klangprofile anlegen und sogar per Equalizer Bass, Mitten und Höhen anpassen. Man kann die Belegung der Short-Cut-Taste anpassen und damit zum Beispiel den Sprach-Assistenten aufrufen oder die Spotify-Wiedergabe steuern.
Ein Freund und Kollege wollte sich mal einen Eindruck vom Klang des Testmusters verschaffen. Als er sich mit seinem Android-Smartphone mit dem Bose-Noise-Cancelling-Kopfhörer koppelte, wurde er direkt auf Google Play zum Download der Music App geleitet und konnte sie sofort ohne Anmeldung benutzen. Das war mir gar nicht aufgefallen. Schließlich war die App auf meinem iPhone von vorangegangenen Bose-Tests noch installiert – etwa vom SoundLink Plus oder den QuietComfort Earbuds 2, deren Testbericht demnächst erscheint.






Telefonie und Alltag
Schon der Vorgänger punktete mit sehr guter Sprachqualität, und auch die 2nd Gen der Bose QuietComfort Ultra Headphones macht hier keine Ausnahme. Das Mehr-Mikrofon-Array mit adaptiver Filterung sorgt dafür, dass Stimmen klar und verständlich übertragen werden, während Wind und Nebengeräusche zuverlässig ausgeblendet bleiben. Für Videokonferenzen und lange Telefonate sind die Bose daher bestens geeignet. Man kann in den Einstellungen unter „Eigene Stimme“ sogar vorgeben, wie laut man sich selbst während des Telefonats sprechen hört.

Sound-Test: Die neuen QC Ultra sind knackiger im Bass
Im Hörtest fällt sofort auf, dass die neuen QuietComfort Ultra Headphones deutlich druckvoller mit richtig sattem Punch abgestimmt sind. Der Bass geht nicht nur tiefer, er kickt auch viel besser. Und er bleibt selbst bei hoher Lautstärke kontrolliert und sauber. Kickdrums sitzen präziser, elektronische Beats haben mehr Fundament.
Schon nach wenigen Minuten im Hörtest zeigt sich, dass die Überarbeitung der Akustik keine leeren Versprechen sind: Der Bassbereich tritt deutlich selbstbewusster auf. Kickdrums haben mehr Schub, elektronische Bässe reichen tiefer hinab und wirken gleichzeitig kontrollierter. Im Vergleich zum ersten Ultra klingt der neue Hörer damit spürbar energischer und lebendiger, ohne in ein wummerndes Fundament abzugleiten. Der Dynamikumfang und die Maximallautstärke beeindrucken.
Allerdings hat die neue Abstimmung nicht nur Gewinner. Im Mittel- und Hochtonbereich wirkt der zweite Ultra etwas rauer als sein Vorgänger. Stimmen verlieren einen Hauch ihrer Natürlichkeit. Sie klingen zwar klarer und lebendiger, aber nicht mehr ganz so entspannt. Besonders bei akustischen Aufnahmen oder Singer-Songwriter-Material kann das auffallen: Die Wärme und Geschmeidigkeit, die den Charakter des ersten Ultra prägten, sind hier zugunsten einer frischeren, aber auch kantigeren Wiedergabe zurückgenommen worden. Das kann je nach Musikrichtung gefallen – bei Pop oder elektronischer Musik bringt es mehr Präsenz und Direktheit, bei Jazz oder klassischem Gesang kann es aber irritieren.
In der 2. Generation der QC Ultra Headphones weht ein frischer Wind
Im Vergleich zum ersten Ultra-Modell klingen Stimmen nicht mehr so warm und einschmeichelnd, sondern kantiger und rauer. Das gilt zumindest, wenn das immersive Audio aktiviert ist. Trotzdem gefällt mir der Klang der Bose QuietComfort Ultra Headphones 2 mit dem Spatial-Audio-Effekt deutlich besser als ohne. Und das nicht nur, weil Solo-Stimmen in der Mitte der Klangbühne – für Kopfhörer aufgrund physikalischer Bedingungen grundsätzlich eine Problemzone – an Kontur gewannen und die Höhen frischer und artikulierter klangen. Das verlieh etwa Becken mehr Strahlkraft und schien einen dicken Vorhang über Gesangsstimmen zu lüften. Im Standard-Modus wirkte der Mittel-Hochtonbereich etwas verhangen und distanziert.
Gerade, wenn man elektronische Musik, Hip-Hop oder Pop bevorzugt, kann man mit der energischeren Abstimmung in den beiden Immersive-Modi „Unbewegt“ und „Bewegt“ durchaus mehr Spaß an Spritzigkeit, Kontur der Klangkörper und Detailreichtum haben. „Unbewegt“ ist nützlich, wenn Sie vor Ihrem Schreibtisch sitzen. „Bewegt“ dämpft die Neupositionierung der Klangbühne, um störende Veränderungen während Aktivitäten zu vermeiden, bei denen Sie Ihren Kopf ständig bewegen.
Der Kino-Modus bringt ein Plus für Filmgenuss
Apropos Film: Ich suchte den stolz angekündigten Cinema Mode unter genau jener Bezeichnung im Immersive-Menü der Bose Music App und fand ihn am Ende unter dem schlichten Titel „Kino“ im Menü „Modi“ an vierter und letzter Stelle hinter den Presets „Leise“, „Wahrnehmbar“ und „Immersion“.
Man sollte die Bezeichnung „Kino“ wörtlich nehmen und diesen Modus besser nicht zur Musikwiedergabe verwenden. Dann klingt es nämlich etwas verwaschen und diffus. Wer damit Surround-Videos wie die Filme der Mission-Impossible-Reihe bei einem Streaming-Dienst wie Amazon Prime Video schaut, kann sich an einer erweiterten Räumlichkeit, guter Dialogverständlichkeit und abgrundtiefen Bässen erfreuen.
Diesen Kopfhörer kann man bei Film vergessen
Bei Straßenszenen wie den Verfolgungsjagden in M:I-5 kann man leicht vergessen, einem Kopfhörer zu lauschen. Das hat Bose wirklich gut hinbekommen, auch wenn die Amerikaner sich wieder einmal nicht in die Karten schauen lassen, was sie gemacht haben. Es handelt sich auch jeden Fall nicht um eine Dolby-Atmos-Adaption, sondern wie üblich um eine proprietäre Technologie. In Verbindung mit dem Headtracking gibt das ein für Kopfhörer ausgesprochen natürliches und sehr packendes Kino-Erlebnis, das die QuietComfort-Over-Ears auch für den Gaming-Bereich sehr interessant macht.
In dieser Hinsicht ist es durchaus von Vorteil, dass neben Bluetooth auch die Wiedergabe über das mitgelieferte USB-Kabel möglich ist. Schließlich sind PlayStation oder XBox in Sachen Bluetooth-Unterstützung Spielverderber. Außerdem sind damit sämtliche Latenzprobleme vom Tisch. Allerdings können wie bereits erwähnt, zumindest Nutzer von Android-Geräten mit Snapdragon Sound den Gaming-Modus der Bluetooth-Over-Ear-Kopfhörer drahtlos zum Zocken mit geringer Latenz verwenden.
Wer via USB-C-Anschluss an der linken Ohrmuschel der Bose QuietComfort Ultra Headphones 2 Musik hört, darf sich über eine feinere Mittel-Hochtonwiedergabe und noch etwas straffere Bässe freuen. Bose gibt als maximale Auflösung 16 Bit/44,1 kHz oder 16 Bit/48 kHz an.

Das Active-Noise-Cancelling ist top
Beim Noise Cancelling bleibt Bose seiner Linie treu. Die Geräuschunterdrückung arbeitet weiterhin auf sehr hohem Niveau, wenngleich die Konkurrenz von Sony und Apple inzwischen ähnlich stark performt. In der Praxis überzeugt der Bose QuietComfort Ultra 2nd Gen vor allem durch die unaufdringliche, aber sehr effektive Art, wie er Außengeräusche dämpft – und zwar gleichmäßig über das gesamte Hörspektrum. Flugzeuglärm oder monotones Rauschen einer Zugfahrt verschwinden zuverlässig, man fühlt sich perfekt isoliert. Das fühlt sich etwa so an, als säße man nicht in einem S-Bahn-Wagon voller Leute, sondern alleine in einer perfekt isolierten Limousine.
Auch der Transparenzmodus „Wahrnehmbar“ wurde leicht optimiert und soll dadurch natürlicher wirken. Bose hat den QuietComfort Ultra Headphones 2 nämlich eine smarte Funktion mitgegeben: Ist im Aware-Modus die ActiveSense-Funktion aktiviert, schaltet der Over-Ear automatisch Noise-Cancelling ein und passt es an den Umgebungslärm an. Einzelne Lärmereignisse sollen dann nicht so störend hervortreten, was zu einer harmonischeren Wahrnehmung der Musik führen soll. ActiveSense lässt sich in den Aware-Modus-Einstellungen auswählen. Diesen Effekt konnte ich allerdings im Praxistest nicht ganz nachvollziehen.
QC Ultra Headphones 2. Gen: Fazit und Alternativen
Unterm Strich zeigt der neue QuietComfort Ultra Headphones 2 also eine interessante Verschiebung im Charakter. Bose setzt stärker auf Dynamik und Bass-Punch, kombiniert mit einem natürlich wirkenden Spatial Audio und dem neuen Kino-Modus. Dafür geht die bisherige Wärme im Mittel-Hochton-Bereich verloren, die den Vorgänger zu einem der unaufgeregtesten, besonders langzeittauglichsten ANC-Over-Ears gemacht hat. Fans von sattem, tiefreichendem Bass und mehr Lebendigkeit werden sich über die Änderungen freuen.
Damit positionieren sich die Bose QuietComfort Ultra Headphones (2nd Gen) klar als Weiterentwicklung, bei der die herausgearbeiteten Stärken die kleinen Schwächen locker aufwiegen. Der ANC-Over-Ear bleibt ein hochkomfortabler Allrounder, der im Alltag ebenso überzeugt wie auf Reisen.
Vom Preis und Konzept, aber auch von der Wirksamkeit des ANC bietet sich der Sony WH-1000XM6 als naheliegende Alternative an. In diesem Vergleich punktet der Sony mit stimmigerer Mittel-Hochton-Wiedergabe und längerer Laufzeit. Der Bose kann neben seinem besonderen Kick vor allem seine höhere Anfass-Qualität in die Waagschale werfen, die von den kleinen Retuschen für die 2. Generation deutlich profitiert. Und wer satten Bass mit audiophiler Auflösung mit besonders ansprechendem Design kombinieren möchte, der sollte sich auch mal den Bowers & Wilkins Px7 S3 anhören.
Technische Daten Bose QuietComfort Ultra Headphones 2
- Preisempfehlung des Herstellers: 500 Euro
- Bauart: Over-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Akku-Laufzeit: bis zu 30 Stunden mit ANC ohne Immersive Audio, bis zu 18 mit; Ladezeit: 3 Stunden, Schnell-Ladung für 2,5 Stunden Spielzeit in 15 Minuten
- Gewicht: 250 g
- Besonderheiten: Bluetooth 5.4 mit SBC, AAC oder aptX Adaptive, Aktives Noise-Cancelling, Bis zu 30 Stunden Akkulaufzeit, 3D Immersive Audio (proprietäres Verfahren), App-Steuerung, Freisprech-Einrichtung, USB-C-Eingang, analoger 2,5-mm-AUX-Eingang (die Anschlusskabel liegen bei), Hardcase
- Mehr unter: bose.com






