Was steckt in einem Namen? Eine ganze Menge, wenn Sie die Bedeutung von „Volkswagen“ wörtlich nehmen. In Form, Funktion, Name und Preis hat VW mit der Ankündigung seines „ID. EVERY1“ den Nagel auf den Kopf getroffen, einem kleinen Elektroauto mit Fließheck, das ein breites Spektrum an potenziellen Käufern ansprechen dürfte, wenn es 2027 zum kritischen Preis von 20.000 Euro in die Verkaufsräume kommt.
Es lässt sich nicht leugnen, dass zwei der größten Probleme mit den aktuellen Elektroautos im Allgemeinen darin bestehen, dass sie zu groß und zu teuer sind. Denn wie viele Käufer wollen oder brauchen tatsächlich einen 90.000 Euro teuren, 2,6 Tonnen schweren Elektro-SUV? Eine Sportlimousine mit Elektroantrieb für über 150.000 Euro, die nur vier Personen und wenig Gepäck transportieren kann und die wie ein Ballon an Wert verliert, ist dagegen einfach verrückt.
Es ist klar, dass der verrückte Ansturm auf die Elektrifizierung auf so vielen Ebenen nicht durchdacht ist. Abgesehen von der fehlenden Infrastruktur wurde bei all den Gesprächen zwischen Regierungen und Autoherstellern nicht berücksichtigt, was die Käufer wollen und vor allem brauchen. Jetzt sind die Hühner aufgescheucht und die deutliche Umkehrung der stetig steigenden Verkaufszahlen von Elektroautos in den letzten Monaten und die katastrophale Situation der Autohersteller, die Fabriken schließen und Arbeiter entlassen, ist der Weckruf, der endlich ein Überdenken des gesamten Plans erzwungen hat.

Neue Batterien inklusive
Einer der größten Schwachpunkte bei der Förderung der Elektromobilität ist, dass es nicht gelungen ist, den kleinen Schrägheckwagen zu ersetzen, der nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt eine wichtige Fahrzeugklasse darstellt. Die Milliardenausgaben haben einmal mehr gezeigt, dass größere und teurere Autos profitabler sind und deshalb in den Vordergrund gerückt wurden, damit die Hersteller ihre massiven Investitionen schneller amortisieren können.
VW hat vor, dieses fehlende BEV-Segment mit dem ID. EVERY1 anzugehen und es ist klar, dass sie dies mit Stil und Elan tun wollen. Aber um das Auto zu dem angestrebten Preis von 20.000 Euro gewinnbringend verkaufen zu können, muss VW die Batteriekosten in den nächsten zwei Jahren deutlich senken.
Abgesehen davon werden die Einsparungen bei der Komponentenarchitektur durch das Joint-Venture von VW mit dem US-amerikanischen EV-Hersteller Rivian erzielt, dessen spezielles Software-Ökosystem weniger Steuergeräte und deutlich weniger Verkabelung erfordert. Die daraus resultierende Gewichtseinsparung und die vereinfachte Fertigung sorgen für geringere Kosten.

EXTERIOR
Die von Chefdesigner Andreas Mindt und seinem Team entworfene Designsprache des Einstiegsmodells von VW ID. EVERY1 ist sauber, knackig und ordentlich detailliert und sieht ganz und gar nach Volkswagen aus.
Während die Details die Entwicklung des aktuellen VW-Denkens fortsetzen, vermitteln die großen Radkästen einen Eindruck von Muskelkraft und verleihen dem Auto eine zielstrebige Haltung, ohne übertrieben aggressiv zu wirken. Eine GTI-Version würde sicherlich von der Optik des Konzeptfahrzeugs mit seinen bogenfüllenden Rädern und Reifen profitieren.
Während die 19-Zoll-Felgen des Konzeptfahrzeugs mit 225/40R19 Bridgestone-Reifen ausgestattet sind, erwarten wir, dass das Serienfahrzeug serienmäßig auf 17er-Reifen und optional auf 18er-Reifen kommt. Tatsache ist, dass breitere Reifen den Luftwiderstand erhöhen, was die Kraftstoffeffizienz eines Autos beeinträchtigt, was bei einem Elektroauto noch kritischer ist, da das Aufladen so lange dauert.
DIE GRÖSSE ZÄHLT
Mit einer Gesamtlänge von 3.880 mm, einer Höhe von 1.490 mm und einer Breite von 1.816 mm hat der VW ID. EVERY1 mit sehr kurzen Überhängen ein straffes und ausgewogenes Design mit ausgeprägter VW-DNA. Er sieht so aus und ist genau so groß, wie er sein muss, um vier Erwachsene relativ bequem zu befördern und auch in der Stadt leicht einparken zu können.
Vor allem Kleinwagen profitieren von einem freundlichen oder sogar knuddeligen Auftreten. Hier verleiht das Zusammenspiel der LED-Scheinwerfer mit dem zwischen ihnen integrierten stilisierten Kühlergrill dem VW ID. EVERY1 ein leicht freches, lächelndes „Gesicht“, das durch leicht erhöhte Enden an den Seiten der langen horizontalen Linien im unteren Bereich der vorderen und hinteren Stoßfänger unterstrichen wird. Die Scheinwerfer und Rückleuchten sind mit animierten Begrüßungs- und Verabschiedungsszenarien versehen, die die freundliche Interaktion zwischen Auto und Besitzer unterstreichen.
Das von den vertikalen Tagfahrleuchten erzeugte Designelement wird am Heck von den ähnlichen vertikalen Reflektoren im Stoßfänger wieder aufgegriffen, während die VW-Plaketten vorne und hinten beleuchtet sind.


INTERIEUR & INFOTAINMENT
Wenn das Äußere des VW ID. EVERY1 modern und konservativ ist, so ist der Innenraum eine feine Balance aus Raum, Licht und haptischen Materialien, überlagert von einer leichten Berieselung mit Technik, die einen halben Schritt zurück vom Touchscreen-Exzess der letzten Jahre macht.
Es war erfreulich zu hören, dass das Management von VW auf die Kundenbeschwerden und Kritiken wie unsere zum VW Golf 8 über Touchscreens gehört hat. „Es ist kein iPhone, es ist ein Auto“, geben sie zu.
Und so kehren die wichtigen physischen Tasten am Lenkrad und am Armaturenbrett in die nächste Generation von Fahrzeugen zurück, einschließlich des ID. EVERY1.
Während die Außenmaße etwas kleiner sind als beim Polo, ist der Innenraum dank der neuen modularen Elektroantriebsplattform (MEB) mit Frontantrieb genauso geräumig.
Die in warmen, freundlichen Farben gehaltenen Innenraum-Oberflächen sind ein echter Blickfang, fühlen sich angenehm an und tragen zu einer Wohlfühl-Atmosphäre bei. Die meisten Stoffe sind aus recycelten Materialien wie PET-Flaschen hergestellt. Die Verwendung einer neuen, terrazzoähnlich gesprenkelten Oberfläche trägt dazu bei, dass die VW ID. EVERY1-Kabine ein leichtes und luftiges Gefühl vermittelt.

Wiederbeginn der Tasten-Zeit
Auf dem Armaturenbrett betonen horizontale Linien optisch die Breite des Innenraums mit der übersichtlichen Armaturentafel vor dem Fahrer. Die Mitte des Armaturenbretts wird vom großen Touchscreen des Infotainmentsystems dominiert, darunter befinden sich die ergonomisch ansprechenden Tasten für die Innenraum-Temperatur, die Sitzheizung und die Lautstärke des Audio-Systems.
Die Beifahrerseite des Armaturenbretts ist variabel gestaltet. Hier lässt sich zum Beispiel ein Tablet auf einer Schiene einrasten. Es ist auch möglich, eine Ablage anzubringen, die als Tisch genutzt werden kann.
Vor den in der Mitte der Armaturentafel integrierten Digitalinstrumenten ist ein weiteres Design-Highlight das Zweispeichen-Multifunktionslenkrad mit abgeflachtem Ober- und Unterteil. Die ähnlich abgerundete, quadratische Form der Lenkradtasten findet sich auch an anderen Stellen wieder, wie z. B. bei der Taste für die Außenspiegel-Einstellung in der Fahrertür.

ID. EVERY1 AUDIO SYSTEM: BLUETOOTH BOX AN BORD
Das Audiosystem des VW ID.EVERY1 richtet sich vor allem an jüngere Kunden, die Vielseitigkeit und Mobilität erwarten. Während die Audio-Lautsprecher konventionell im vorderen Teil der Türböden und im oberen Teil des Armaturenbretts positioniert sind, ist eine vorgeschlagene Option ein kleiner, beleuchteter und herausnehmbarer mobiler Bluetooth-Lautsprecher mit Akku, der auf dem Boden zwischen Fahrer und Beifahrer Platz findet. Dieser erinnert mich in seiner Größe und Form an die B&W MM1-Lautsprecher von vor zehn Jahren und eignet sich perfekt für Hintergrundmusik, während man in der Nähe des Autos picknickt.
Im Moment scheint das Jahr 2027 noch weit entfernt zu sein, aber der Enthusiasmus, den die VW-Designer bei der Debüt-Nacht an den Tag legten, gab uns das Gefühl, dass uns eine Überraschung und Freude bevorsteht, wenn der ID. EVERY1 endlich die Ausstellungsräume erreicht.