Der neue VW Golf R „20 Years“ huldigt einer Ikone. Der Golf GTI von VW ist schließlich weit mehr als nur ein „Hot Hatch“. Jeder Enthusiast wird Ihnen sagen, dass diese drei magischen Großbuchstaben den Stammvater des Hot-Hatch-Genres, eine Ikone und ein automobiles Phänomen darstellen.
Was also ist ein Golf R und wo ist er in der VW-Welt angesiedelt? VW rief 2002 die Submarke „R“ ins Leben, um ein sportliches oder leistungsstarkes Flaggschiff zu schaffen, das in der Evolution einen Schritt weiter geht als der GTI. Die Bezeichnung R wurde dann auf die anderen Modellreihen wie Passat, T-Roc und Touareg ausgeweitet.
Der Golf R „20 Years“, den wir ausführlich testen konnten, hat trotz OPF-Filter etwas mehr als die serienmäßigen 320 PS. Die neue große Zahl lautet 333 PS, unterstützt von 420 Nm Drehmoment, die über den gewohnten 4Motion-Allradantrieb auf die Straße gebracht werden, der sogar einen Drift-Modus bietet. Mit einzigartigen Lackfarben und Innenausstattungen (unter anderem mit Applikationen aus Echt-Carbon) ist dies auch der teuerste Serien-Golf aller Zeiten, unser Testwagen kostete knapp 60.000 Euro.
Das macht den VW Golf R aus
Die schwarz lackierten 8J x 19-Zoll-Leichtmetallfelgen „Estoril“ mit Goodyear-Niederquerschnittsreifen der Dimension 235/35R19 tragen beim VW Gold R „20 Years“ zu einem straffen Fahrverhalten bei Stadtgeschwindigkeit bei, das bei sehr schlechtem Untergrund schon an Härte grenzt.
Mit zunehmender Geschwindigkeit beginnt die Aufhängung des VW Golf R „20 Years“ jedoch richtig zu arbeiten und liefert eine meisterhafte Kombination aus eloquentem Fahrverhalten und eiserner Körperbeherrschung, die nur noch besser wird, wenn Sie sich in den Kurven abstützen. Gerade bei forcierter Fahrweise zeigt sich die Genialität der Ingenieure, die dieses Fahrwerk entwickelt haben, besonders deutlich. Dann fällt alles auf, von der Lenkkraft und der Rückmeldung bis hin zum Fehlen von unerwünschtem Nicken und Gieren in Kurven bei hoher Geschwindigkeit.
So gut ein Golf GTI auch in anspruchsvollen Kurven ist, die Kraftverteilung auf den Asphalt über alle vier Räder versetzt den neuesten R in eine andere Liga, wenn es hart auf hart kommt. Wenn es dann auch noch regnet, wie wir es an einem Tag erlebten, an dem der Wetterfrosch einen Ausrutscher hatte, ist die Entscheidung für den Allradantrieb endgültig gefallen.
Das 4Motion-System erwies sich auch als äußerst effektiv bei der Übertragung von Leistung und Drehmoment auf die Straße beim Anfahren aus dem Stand. Dies und das geschmeidige DSG-Doppelkupplungsgetriebe tragen dazu bei, dass der Wagen an der Ampel, in der Kurve oder in jeder anderen Situation, in der es auf Traktion ankommt, gleichmäßig schnell losfährt.
No Limits: Der Jubiläums-Golf geht richtig ab
Die von uns gemessenen 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h (elektronischer Begrenzer offen) können sich sehen lassen. Das gilt gerade, wenn man bedenkt, dass der R32 ein Leergewicht von 1.476 kg auf die Waage bringt. Zum Vergleich: Der Golf GTI Mk 1 von 1981 brachte nur 810 kg auf die Waage, während ein Porsche 911SC damals schon 1.160 kg wog. In Klammern: Der Mk 8 Golf R ist inzwischen fast doppelt so schwer wie sein geistiger Vorfahre und nur 39 kg leichter als ein Porsche 992 Carrera S.
Obwohl die Umstellung auf Zwangsbeatmung mittels Turbolader mit dem VW Golf R32 Mk 6 eine überlegene Leistung, ein höheres Drehmoment und sogar einen geringeren Kraftstoffverbrauch mit sich brachte, werden Fans den Verlust der melodischen Stimme des V6-Saugmotors, der die R32-Modelle Mk 4 und Mk 5 antrieb, wohl immer beklagen.
Sound-Upgrade für den Motor
Selbst mit dem teuren, optionalen Akrapovic-Vierrohr-Sportauspuff unseres Golf R Testwagens ist der Sound des Vierzylinders eher als sportlich effektiv denn als begeisternd zu bezeichnen.
Der einzige greifbare Vorteil, den der Wegfall des V6 mit sich brachte, war die Verringerung der etwas nasenlastigen Balance des R32, die in Klammern zu seinem frontgetriebenen GTI-Cousin die einzige Zeile roter Tinte in seiner Bilanz darstellte. Der neueste Wagen bringt dies auf einen neuen Höhepunkt.
Trotz seines relativen Gewichts kann der Golf R ein rasantes Überlandtempo vorlegen, das von einem großen Gefühl des Vertrauens in sein Handling unterstützt wird. Das Gegenstück dazu sind die sieben Vorwärtsgänge, die ein entspanntes Cruisen auf langen Autobahnfahrten ermöglichen.





Will gedreht werden: TSI-Vierzylinder im VW Gold R mit 420 Nm
Wenn das Fahrwerk des VW Golf R ein Meisterwerk ist, dann ist auch der quer eingebaute 1.984-ccm-DOHC-16-Ventil-Reihenmotor (TSI) kein Spielverderber. Mit einem Drehmoment von 420 Nm, das zwischen 2.100 und 5.500 Umdrehungen pro Minute anliegt, steht in jedem Gang ein starker Durchzug zur Verfügung, und das Turboloch ist in diesem Bereich minimal bis gar nicht vorhanden. Hohe Drehzahlen sind also nur bei Überholvorgängen, auf der Autobahn oder auf kurvigen Straßen gefragt.
So viel zur hervorragenden Fahrdynamik. Wie steht es mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Infotainment-Systeme mit jeder Golf-Generation? Für mich persönlich sind drei der nützlichsten Fahrhilfen, die durch die immer besser werdende Elektronik entstanden sind, aktive LED-Matrix-Scheinwerfer, aktive Satellitennavigationssysteme und eine gute Rückfahrkamera. Und ein anständiges Audiosystem ist immer ein willkommener Bonus.
Unser Golf R „20 Years“ Testwagen war mit den IQ.Light LED-Matrix-Scheinwerfern ausgestattet, während das „Discover Media“-Navigationssystem, das Streaming und Internet beinhaltet, auch eine Rückfahrkamera enthält. Die LED-Scheinwerfer und die Rückfahrkamera wurden beide täglich geschätzt, aber das Telematiksystem, das die meisten bei der Pressevorstellung des Golf Mk 8 im Jahr 2019 wegen seiner lästigen ergonomischen Schnittstelle abwerteten, ist mit dem Alter nicht besser geworden.
Lautstärke-Tasten erschweren Kontrolle des Harman Kardon Sound-Systems
Ein Beispiel dafür sind die horizontalen „Klaviertasten“ + und – für die Lautstärkeregelung – ein Problem, das nicht nur das optional für 680 Euro Aufpreis ab Werk angebotene Harman Kardon Sound-System betrifft. Keine der Tasten auf dieser langen, dünnen Platte ist nachts beleuchtet, was es nahezu unmöglich macht, sie in einem fahrenden Fahrzeug zu finden, geschweige denn sie erfolgreich zu bedienen.
Die Fülle an Funktionen und undurchsichtigen Menüs scheint das Produkt des „Weil wir es können“-Syndroms zu sein, mit wenig Rücksicht auf die praktische Fähigkeit des Durchschnittskunden, alles zu entdecken und sich dann durchzuwühlen. Tatsächlich nimmt die Erkundung der Menüs und ihrer Untergruppen so viel Ihrer Aufmerksamkeit in Anspruch, dass es das genaue Gegenteil der KISS-Mentalität (Keep It Simple, Stupid) ist. Und da viele Steuerfunktionen auch über Tasten an den Lenkradspeichen zugänglich sind, fanden wir es nur allzu leicht, beim Manövrieren in einem Parkhaus oder auf einer kurvigen Straße versehentlich die Bildschirmfunktionen zu wechseln.
Auf der Habenseite steht, dass die Vielseitigkeit des Audiosystems mit Apple CarPlay und Android Auto sowie USB-Eingängen so gut ist, wie es nur geht, wenn man sich auf dem 10-Zoll-Touchscreen zurechtfindet.






Die Sache mit der USB-Schnittstelle
Die zunehmende Verbreitung von USB-C in europäischen Premium-Automarken ist ein fragwürdiges Phänomen. Ich hatte einen hochwertigen USB-A-auf-USB-C-Adapter für meinen USB-A-Test-Stick mit hochauflösenden Test-Musikdateien dabei, aber das System erkannte nicht, dass das Gerät überhaupt eingesteckt war!
Ich halte USB-C im Auto für besonders sinnlos, da die Schnittstelle den gleichen Platz wie der alte USB-A-Anschluss einnimmt und die Verbindung weniger robust ist. Und da die meisten Leute ihre Musik auf einem USB-A-Stick haben und es Millionen von Computern gibt, ist dies eine weitere Verschwendung der Ressourcen unseres Planeten!
Kollege Stefan hatte mit der Bluetooth-Verbindung seines Telefons zum Golf R „20 Years“ ein besseres Schnittstellenergebnis, und wir konnten ein breites Spektrum an Jazz, Pop und klassischer Musik über das Harman Kardon-System mit neun Lautsprechern testen.
Umfangreiche Klangeinstellungen
Der digitale Sound-Prozessor von Harman Kardon ermöglicht es dem Benutzer, den Klangfokus auf den Fahrer, den Beifahrer oder auf alle zu lenken, was sehr gut funktioniert. Balance, Fader und Surround sind die anderen Einstellungen. Als Nächstes folgt ein Kontrollbildschirm, der vorgefertigte Musikeinstellungen wie Pure, Relax, Speech und Vibrant bietet.
Für Kenner gibt es an der 480 Watt starken Harman Kardon Anlage des VW Golf R einen grafischen Equalizer mit fünf Bändern plus Regler für den im Kofferraum untergebrachten Subwoofer, mit dem Nutzer bestimmte Frequenzbänder anheben oder absenken können. Wir fanden es allerdings seltsam, dass der Subwoofer-Regler auf der Treble-Seite der fünf Bänder platziert ist!
All dies macht einen erkennbaren und für Freunde satter Beats lohnenswerten Unterschied aus. Wir hörten nach alter Tester-Tugend mit den Reglern in der Grundstellung, was eine sehr gute tonale Balance über ein breites Spektrum von Musik liefert. Harman Kardon liefert für einen moderaten Aufpreis ein ebenso aufgewogen abgestimmtes wie unterhaltsames Car-HiFi-System mit Mehrkanal-Kanal-Verstärker und neun Lautsprechern plus Subwoofer für echte Musikliebhaber, das über genügend Kraft, Punch und eine saubere Tieftonwiedergabe verfügt. Natürliche Klangfarben, klare, impulsive Höhen und eine stabile, breite Bühnenabbildung machen das Harman Kardon zu einer begehrenswerten Option auch für alle schwächer motorisierten VW Golf.
Fazit zum VW Golf R nach dem Roadtrip quer durch Deutschland
Zwei Wochen, in denen ich den VW Golf R „20 Years“ von Hamburg bis nach München gefahren bin, mit vielen Zwischenstopps, haben mir nur bestätigt, dass er in vielerlei Hinsicht ein brillantes Auto ist, vor allem in den Bereichen Motor und Fahrwerk. Und das Sound-System von Harman Kardon kann den Spaß-Faktor sogar noch steigern.
Eine Telematikschnittstelle sollte jedoch intuitiv sein und bei der Bedienung helfen und nicht behindern. Weder das eine noch das andere wird von diesem undurchdachten und undurchsichtigen menügesteuerten System erreicht. Die Lösung in diesem Volkswagen-Produkt stellte sich als das Frustrierendste heraus, das ich seit dem ursprünglichen BMW iDrive-System von 2001 erlebt habe.
- Preis VW Golf R „20 Years“: ab rund 60.000 Euro
- Preis Harman/Kardon Premium Sound-System: 680 Euro
- Weitere Infos: volkswagen.de
STEREO GUIDE Testurteil
Im Sondermodell VW Golf R "20 Years" konnten wir das Harman Kardon Car-HiFi-System auf einem Roadtrip quer durch Deutschland testen. Und der Eindruck war überwiegend sehr positiv.
The Good
- ausgewogene Klangabstimmung
- satte, saubere Basswiedergabe
- umfangreiche Klangregelmöglichkeiten
Nachteile
- Lautstärkeregelung nicht beleuchtet und während der Fahrt schlecht bedienbar
- Kein USB-A-Anschluss zur Musiwiedergabe von üblichen Memory-Sticks
-
Klangqualität8
-
Preis/Leistung Sound System9.4