Wer einmal die Software Roon ausprobiert hat, kann sich der Faszination dieser Musikbibliothek mit Multiroom-Playerfunktion schwer entziehen. Auch, wenn das Abo nicht ganz billig ist: Es lohnt sich aus unserer Sicht wirklich, denn Roon bedeutet eine komplett neue Art, Musik zu entdecken.
Für das erste Ausprobieren nutzen die meisten Roon-Neulinge den hauseigenen PC oder Mac. Denn Roon benötigt zum Betrieb des Roon Core, des eigentlichen Musikservers, erhebliche Computer-Resourcen. Das gilt übrigens auch dann, wenn man keine lokale Musiksammlung hat, sondern sich nur eine virtuelle Sammlung aus dem Angebot von den Streamingdiensten Tidal oder Qobuz zusammenstellt. Und spätestens wenn die Musikwiedergabe mal abgebrochen ist, wenn jemand den als Roon Core umfunktionierten PC herunterfährt oder dort ein Computerspiel spielen will, kommt der Gedanke: Ein eigener Server für Roon muss her.
Nun gibt es von Roon selbst und von anderen Herstellern wie Audiodata oder Prime Computer kleine Server. Die tun nichts anderes, als eben ein Musikserver zu sein. Doch der Spaß ist nicht ganz billig, und wer schon einen Server ins Haus bringt, denkt schnell auch über andere Anwendungen wie Fileserving, Backups, Videostreaming oder die Aufzeichnung von Überwachungsdaten nach.
Beides lässt sich mit handelsüblichen netzwerkbasierten Servern sehr gut kombinieren. Unter dem Stichwort NAS – Network-Attached-Storage – bieten viele IT-Hersteller abgespeckte Mini-Computer, deren Funktionsumfang sich vor allem auf Speichern und Netzwerken konzentriert. Und die in vielen kleineren Firmen und Haushalten ohnehin 24/7 laufen und für einfache Musikserver-Anwendungen wie einen UPnP/DLNA Server ohnehin vorkonfiguriert sind.
Sind zudem Windows oder Linux als Betriebssysteme installiert, liegt es nahe, darauf auch den Roon Server, den Core, zu installieren. Doch Vorsicht: Nicht jedes NAS ist dafür geeignet, und schnell stößt man an Grenzen eines System aufgrund des Leistungshungers der Serversoftware von Roon. Welche Vor- und Nachteile Roon auf einem NAS hat und welche Systeme wirklich funktionieren, sagt dieser Ratgeber.
NAS-Server für Roon | Asustor Nimbustor 2 (AS5202T) | QNAP TS-253D-4G | Synology DS723+ | QNAP Silent NAS HS-264-8G | QNAP TS-453D |
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Preis-Check | |||||
STEREO GUIDE Empfehlung | Anschlussfreudiger Einsteigerserver | Schneller, günstiger Server | Hochleistungs-NAS für riesige Sammlungen | leise, schnell, Server fürs Wohnzimmer | Schneller Server für große Speichermengen |
Vor- / Nachteile | + kompakt&günstig + viele Anschlüsse - Zusatz-RAM notwendig - etwas lauter - Leistung begrenzt | + kompakt, günstig + sehr gute Leistung + gute Anschlüsse + 4GB RAM ab Werk - bei Leistung lauter | + top Prozessor für Roon + hohe RAM-Kapazität - wenig Anschlüsse - ab Werk zu wenig RAM +/- Noch keine Praxiserfahrung | + lüfterlos, daher leise + leistungsstark, schnell + viele Anschlüsse - etwas teuer | + flexibel dank 4-Bays + leistungsstark, schnell + günstig, gute Anschlüsse -/+ nur bei Leistung lauter |
Gerätetyp/Einsatzzweck | NAS-Server, 2-Bay | NAS-Server, 2-Bay | NAS-Server, 2-Bay | NAS-Server, 2-Bay | NAS-Server, 4-Bay |
Prozessor | Intel Celeron J4005 Dual | Intel Celeron J4125 Quad | AMD Ryzen R1600 | Intel Celeron N5105 Quad | Intel Celeron N4125 Quad |
RAM ab Werk/max. | 1 GB/8 GB | 4 GB/8 GB | 2 GB/32 GB | 8/8 GB fest | 4/8 GB |
Abmessungen (leer) | 11,5 x 17 x 23 cm / 1,5 kg | 10,5 x 17 x 22,5 cm / 1,5 kg | 10,5 x 17 x 22 cm / 1,5 kg | 30,5 x 4 x 22 cm / 1,6 kg | 17 x 17 x 26 cm / 2,6 kg |
Anschlüsse | 3 x USB 3.2, HDMI, 2.5 Gbit Ethernet | 2 x USB 3.2, HDMI, 3 x USB 2.0 | 1 x USB 3.2, 2 x Ethernet, 10 GB Ethernet nachrüstbar | 2 x USB 3.2, 2 x HDMI, 2 x Ethernet, 2,5 Gbit Ethernet | 2xUSB3.2, HDMI, 5 GBit Ethernet |
Besonderheiten | Hot-Swap | Hot-Swap | Hot-Swap, hohe CPU/RAM-Reserven | sehr leise, Hot-Swap, IR-fernbedienbar | Hot-Swap, IR-fernbedienbar |
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Vorteile und Nachteile eines NAS als roon Server
„Warum sollte das jemand wollen?“ fragt Roon selbst auf der eigenen Webseite zum Thema Roon auf einem NAS. Diese Vorteile hat ein Netzwerkserver als roon Core:
- Günstiger und vielseitiger als ein reiner roon Server wie der Nucleus
- Auf 24/7 Verfügbarkeit ausgelegte Hardware, immer am Netz (etwa für Roon ARC praktisch)
- Sehr gute Massenspeicher-, Datensicherheit und Backup-Möglichkeiten
Diese Nachteile hat ein NAS beim Einsatz im Musikstreaming, insbesondere bei roon:
- Lüftergeräusch oft laut (Ausnahme: Silent NAS)
- Vorkenntnisse und Aufwand beim Administrieren/Updaten gefordert
- fährt langsamer hoch als andere Rechner
Die Probleme mit Betriebsgeräuschen und der begrenzten Leistung lassen sich durch Auswahl entsprechender Hardware vollständig eliminieren. Dass ein eigener Netzwerkserver weder „Plug & Play“ noch wartungsfrei ist, sollte man sich um Vorfeld klarmachen. Für jeden mit Anfängerkenntnissen im Bereich Computer und Netzwerk ist das aber unserer Erfahrung nach beherrschbar. Selbst das für die Bedürfnisse von Webhostern, Systemadministratoren und Co ausgerichtete Betriebssystem von QNAP verlangt vielleicht einmal wöchentlich Aufmerksamkeit in Form von Updates.
Die idealen Spezifikationen eines NAS für roon
Entscheidung Nr. 1: Welcher Server-Hersteller?
Die wohl wichtigste Frage bei der Anschaffung eines NAS oder der Umwidmung eines vorhandenen Servers für den Einsatz mit Roon ist: Welcher Hersteller und welches Betriebssystem? Theoretisch kommt jeder Server (oder auch ein umgewidmeter Desktop-PC) infrage, auf dem Windows oder Linux laufen. In der Praxis sind Installation und Anpassung bei Windows-basiertern Rechner problemlos. Bei Linux sollte man sich auf unterstützte Betriebssystem-Derivate verlassen, wenn man nicht selbst der absolute Linux-Crack ist. Das Projekt RoonOnNAS stellt entsprechende Installationen für die folgenden NAS-Hersteller zur Verfügung.
- Asustor, QNAP und Synology
Die allermeisten Roon-Anwender, die die Software auf einer handelsüblichen Plattform betreiben, dürften wohl auf einen dieser drei Hersteller setzen. Alle drei haben ein eigenes Betriebssystem mit eigener Benutzeroberfläche und ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Sich damit vertraut zu machen, hilft ausdrücklich bei der Auswahl, und jeder hat seine persönlichen Vorlieben. So empfinden viele das DSM-System von Synology als vergleichsweise intuitiv, während QNAPs QTS System eher die Bedürfnisse von Systemadministratoren trifft und viele nicht immer intuitiv eingepflegte Einstellmöglichkeiten bietet. Dafür hat QNAP aber einen Appstore, in dem roon auf Knopfdruck heruntergeladen werden kann. ADM von Asustor bedient unserer Erfahrung nach beide Welten ganz gut.
Gretchenfrage Nr. 2: Prozessorleistung der Roon-NAS
Wer andere Musikbibliotheken, Streamingapps und Player gewohnt ist, wird sich vielleicht wundern, wieviel Ressourcen der Roon-Server benötigt. Gerade Funktionen wie der typische Coverflow bei größeren Musiksammlungen, die Kompositionslisten, das Umrechnen von Hires-Streams, DSP-Funktionen und das Analysieren von Musikdaten – all das bringt selbst einen leistungsstarken PC-Prozessor an seine Grenzen oder heizt ihn zumindest so auf, dass der Lüfter auf hohen Touren läuft.
Viele kleinere Einsteiger-NAS sind dagegen mit schlanken Prozessoren oder Budget-Modellen ausgestattet. Man bekommt zwar roon darauf zum Laufen, aber mit steigender Größe der Musiksammlung – und erfahrungsgemäß wächst in Kombination mit einer Streamingquelle die eigene (virtuelle) Sammlung immer steil an – kommen die schnell an Grenzen.
Roon selbst gibt nur vage Empfehlungen bzgl. des Prozessors, und verbaut in den eigenen Nucleus-Servern einen Intel i3 bzw. einen i7 im großen Nucleus+. Die sind in NAS-Systemen unüblich, und die Empfehlung ist auch ziemlich ungenau, da es viele Generationen dieser Prozessoren gibt, die sich in der Leistung stark unterscheiden.
Unser Tipp: In einschlägigen Benchmarklisten (wie dem cpubenchmark.net von Passmark Software und seiner sehr langen Liste) vergleichen, welche in erhältlichen NAS Servern verbauten Prozessoren Leistungswerte haben wie ein nicht zu alter i3 oder i5 Prozessor (8. Generation oder jünger).
Für kleine Musiksammlungen (weniger als 25.000 Titel respektive 2000 Alben, wobei lokal gespeicherte Tracks für die Roon Datenbank genauso zählen wie solche aus dem eigenen Netzwerk oder vom Streamdingdienst) und ohne große Anforderungen an Multiroom-Streams, DSP, Hires-Crosscoding etc. sollte die Performance eines älteren Intel Core i3 (Generation 7) mit zwei Kernen (Dualcore) und 2 GHz Takt nicht unterschritten werden. In der Passmark Liste ist das ein Performancewert in der Größenordnung 2000.
Typisches Beispiel für eine Minimalausstattung sind die in einigen mittelstarken günstigen NAS verbauten Intel Celeron 4025 Dualcore-Prozessoren. Die bleiben zwar hinter dem von Roon im kleinen Nucleus verbauten Core i3 zurück, erlauben aber einen kurzzeitigen Burst-Betrieb mit deutlich erhöhter Taktrate. Das hilft bei Roon beim Coverflow oder wenn komplexe Tracklisten errechnet werden müssen. Importieren oder Analysieren von vielen Alben dauert aber lange.
Für mittlere Sammlungen (bis 120.000 Titel beziehungsweise 10.000 Alben) oder moderaten Anforderungen an mehrere Multiroomstreams, DSP/Crosscoding etc. ist die Performance eines moderneren Intel Core i3 ab Generation 8 und 2,5 GHz sinnvoll. Passmark spricht hier von einem Performancewert von 4000 oder höher.
Da muss man bei handelsüblichen NAS schon in der gehobenen Klasse der Prozessoren suchen, wo wir zum Beispiel Intel Celeron 5095 oder AMD Ryzen R1600 gefunden haben. Die sind beide hervorragend geeignet und stellen bei bezahlbaren NAS Systemen die Spitze an Prozessorleistung dar.
Erst bei riesigen Sammlungen mit weit über 150.000 Tracks oder wirklich schwierig zu berechnenden Streams (DSD höherer Auflösungen, mehrere Hires-Streams mit DSP-Einsatz etc.) kommt ein solcher Prozessor an Grenzen, und man sollte sich vom Gedanken verabschieden, ein Heim-NAS einzusetzen.
RAM oder: wieviel Arbeitsspeicher ist notwendig?
Tipp zum Anfang: Roon gibt zwar andere Mindestanforderungen an, aber 4 GB Arbeitsspeicher ist selbst für kleinere Sammlungen das Minimum. Wird die Sammlung oder die Multiroom-Umgebung größer, kommt man damit schnell an Grenzen. Mit 6 für kleine bzw. 8 GB für mittlere ist man in den allermeisten Fällen gut ausgestattet. Nur bei sehr großen Sammlungen, vielen Multiroom-Operationen oder zeitgleich stattfindenden Prozessen wie 4K Videostreaming sollte man 16 GB haben.
Tipp 1: Maximale RAM-Kapazität des NAS beim Kauf beachten!
Unbedingt sicherstellen, dass ein NAS die 6 oder 8 GB (beziehungsweise 16 GB bei extrem hohen Anforderungen) auch kann, sowohl von der Seite des Prozessors als auch der RAM-Steckplätze. Viele kompakte und günstige NAS-Modelle sind bei 1 oder 2 GB begrenzt oder haben gar nur einen On-Board-Arbeitsspeicher, der nicht zu erweitern ist. Andere wiederum haben zwar zwei Speicherplätze, benötigen dann aber auch in der Kapazität identische RAM-Riegel.
Tipp 2: RAM regelmäßig bereinigen
Einige NAS haben die Angewohnheit, RAM Speicher für verschiedene Prozesse zu benutzen und dann nicht automatisch wieder freizugeben. Es hilft dann, im Falle eines sich verlangsamenden Roon Betriebs in der Steuersoftware des NAS den Arbeitsspeicher zu bereinigen. Oder Roon als Prozess zu stoppen und wieder zu starten. Da beides beim Hochfahren des Servers automatisch geschieht, hilft auch oft eine auf täglich gestellte Routine eines einmaligen Herunter- und wieder Anfahrens Wunder.
Woran merke ich, dass Prozessorleistung oder RAM nicht genügen?
Die meisten NAS-Systeme erlauben ein Monitoring des RAM-Verbrauchs der Prozesse, und je nach Sammlungsgröße und -struktur genehmigt sich Roon unserer Erfahrung nach zwischen 1,5 und 6GB RAM (Bei riesigen Sammlungen noch mehr). Allerdings zeigen die NAS nicht an, wenn das RAM an Grenzen kommt und auf die Massenspeicher ausgelagert wird. Dann werden die Prozesse wie Roon einfach langsamer oder stocken unerwartet. Über 75% RAM Auslastung sind aber ein starker Hinweis darauf, dass man zusätzliche „Riegel“ einstecken sollte, weil der Arbeitsspeicher am Ende ist.
Im praktischen Betrieb von Roon sind es vor allem die rechenintensiven Prozesse, die deutlich verlangsamt werden: Starten von Hires-Streams oder Streams mit Crosscoding (DSD zu PCM mit DSP-Operation z.B.), Anzeigen der Kompositionslisten von Komponisten mit vielen Werken, Aufrufen von Alben aus dem Coverflow heraus. Stellt sich dabei eine Wartezeit von mehreren Sekunden jeweils ein bei genügen Arbeitsspeicher, sollte man davon ausgehen, dass der Prozessor überfordert ist. Die Steueroberfläche der NAS Systeme erlaubt auch ein Live-Monitoring der Prozessorauslastung.
Wieviele Bays und die Gretchenfrage: HDD oder SSD?
Schauen wir uns zunächst an, für welche Zwecke man welche Massenspeicher benötigt:
- Speicherung von lokaler Musik
- roon Datenbank
- Backup
1.) Zur Musikspeicherung: Wer eine große Sammlung bereits hat, sollte sie auch auf einem zentralen Massenspeicher im oder am roon Core Server vorhalten. Core und Fileserver zu trennen, funktioniert bei entsprechend ausgelegter Netzwerkhardware, belastet die aber recht stark.
Wieviele Terabyte Massenspeicher notwendig sind, kann jeder anhand der eigenen Musikdaten selbst ausrechnen. Und ob es vertretbar ist, hierfür SSD-Speicher zu finanzieren, oder ob man lieber auf eine gute, alte Harddisk setzt. Auch hier gilt: Überdimensionieren ist immer eine gute Idee. Gerade magnetische Festplatten laufen reibungsloser, wenn man 20 oder 25% des Speichers freilässt für interne Operationen. Und die Erfahrung sagt, dass die Sammlung immer weiter wächst.
SSD sind heute (stand: Apri 2023) bis 4TB (M.2 Slot-Karte) oder 8TB (2,5Zoll-Gehäuse) problemlos von den großen Herstellern zu erstehen. Alles darüber wird erfahrungsgemäß unverhältlismäßig teuer. Gute magnetische Festplatten (HDD) kosten deutlich weniger pro Terabyte und sind bis 22TB problemlose zu haben.
Speicherplatz halbieren für Sicherheit? So geht RAID1
Ist die eigene Sammlung unersetzbar und denkt man langfristig, ist ein RAID1-System dringend anzuraten. Das bedeutet: 2 identische Speicher oder Festplatten werden vom NAS-System verkuppelt und die Daten sind doppelt vorhanden. Das halbiert den effektiv nutzbaren Speicherplatz, sorgt aber für Redundanz im Falle eines Defekts.
Umgekehrt gilt: Wer nur eine kleine Sammlung hat, die sowieso noch einmal auf einem anderen Rechner liegt, oder ausschließlich eine „virtuelle Sammlung“, bei der die Daten von einem Streamingdienst wie Tidal oder Qobuz kommen, kann sich das RAID und den großen Massenspeicher im Terabyte-Bereich vielleicht sparen.
2.) Die Roon Datenbank: Der Roon-Server hält Meta- und Verknüpfungsdaten für eine schnellere Operation auf einer ausgelagerten internen Datenbank bereit. Die hat nichts mit dem Arbeitsspeicher zu tun, muss aber genauso schnell verfügbar sein wie selbiger. Je nach Umfang der Musiksammlung benötigt Roon dafür 10 bis 30 GB schnellen Speichers, bei extremen Sammlungen über 100.000 Tracks auch mehr. Dies auf einer magnetischen Festplatte laufen zu lassen, ist eine sehr schlechte Idee. Man muss mit Verzögerungen im Betrieb rechnen und die Platte rattert sich bei häufiger Nutzung schnell ihrem Lebensende entgegen.
Hat man also beide Bays (Einschübe) des NAS bereits mit zwei magnetischen Platten belegt (RAID-System, siehe Punkt 1), muss man sich für die Datenbank etwas überlegen. Man könnte stattdessen einen 4-Bay-NAS-Server kaufen, oder konsequent auf SSD-Speicher umstellen (die bis 8TB heute zwar teuer, aber problemlos erhältlich sind). Oder gleich bei der Anschaffung des NAS bedenken, wieviele Speicher man extern zustecken kann. Die einfachste Möglichkeit ist ein sehr schneller USB-Stick mit USB 3.2, bei manchen NAS kann man auch ein Erweiterungsgehäuse kaufen und die darin befindlichen Speicher per eSATA ansteuern wie interne Platten.
Tipp 1: Nicht an der Qualität des USB-Sticks sparen. Da Roon die Datenbank wie zusätzlichen Arbeitsspeicher anspricht, ist die schnellste Lösung gerade gut genug. Wir haben gute Erfahrung mit dem SanDisk Extreme Go 64GB gemacht. Für kleinere Sammlungen reicht eine Speicherkapazität von 32GB.
Tipp 2: Ausreichend schnelle Anschlüsse am Roon-NAS haben. Ein NAS mit 2xUSB 3.2 sollte das Minimum darstellen. Weitere schnelle USB-Anschlüsse sind oft hilfreich, wenn man etwas von externen Platten kopieren oder auslagern möchte. ESata ist praktisch und schnell, wenn man ein Erweiterungsgehäuse für weitere Festplatten plant.
Tipp 3: Sicherstellen, dass die roon-Datenbank auch extern auf SSD/Flash-Speicher läuft. Wenn die Festplatten bei Coverflow und Kompositionssuche rattern, hat man etwas falsch gemacht. Bei einigen roon-Versionen muss man händisch den Pfad für die Datenbank eingeben. Bei anderen muss man dafür sorgen, dass das gesamte Programm auf dem externen Pfad beziehungsweise dem Flash-Speicher laufen kann bzw. von dort installiert wird.
3. Backup – eine alte Regel der Systemadministratoren lautet: Redundanz beziehungsweise RAID ersetzen nicht Backup. Man sollte immer noch eine Möglichkeit mit genug Speicherplatz einplanen, die Sammlung auf einer Sicherungskopie zu haben. Entweder also eine mobile Festplatte mit ausreichend Speicherplatz kaufen, die von Zeit zu Zeit an den USB-3-Anschluss des NAS zum Kopieren angeschlossen wird. Dafür empfehlen sich kleinere Platten des 2,5-Zoll-Formates, die keinen zusätzlichen Strom benötigen. Alternativ hat man einen Einschub eines 3- oder 4-Bay-NAS freigehalten für die Backup-Platte. Hier empfiehlt es sich, ein System mit „Hotplug“-Möglichkeit anzuschaffen, dass das Herausnehmen der Festplatte im laufenden Betrieb erlaubt.
Noch ein Tipp: Backup-Platte physisch vom Roon-NAS trennen!
Es empfiehlt sich dringend, die Backup-Platte, ob extern oder Einschubfestplatte, vom NAS zu trennen und an einem anderen Ort zu lagern. Denn ein Blitzschlag, Brand, Rauch, Hitze-, Wasserschaden etc. kennen keine Partitionen und sollen auch schon mehrere Festplatten in einem Server auf einmal dahingerafft haben.
Auf jeden Fall klappt es damit:
Unsere Top-Empfehlungen Die besten Roon-NAS-Server
Wir haben aus dem schier unglaublichen Angebot an NAS Systemen diejenigen identifiziert, die mit Roon gut laufen und die für bestimmte Anforderungen am besten geeignet sind. Das bedeutet nicht, dass andere NAS Systeme nicht laufen, aber gerade bei Einsteigermodellen der zugelassenen Marken Asustor, QNAP und Synology hat man ein hohes Risiko, in punkto Arbeitsspeicher und Prozessorleistung mit zuwenig dazustehen.

Günstige, anschlussfreudige NAS für Einsteiger: Asustor Nimbustor 2 (AS5202)
Es gibt zwar günstigere Server von Asustor, aber für Roon sollte man es nicht unter der Nimbustor 2 machen. Der Hersteller bewirbt sie als „Gaming NAS“, und das hilft hier enorm: Kompakt, mit ordentlichen Intel-Celeron-Prozessor und der Möglichkeit, 8 GB RAM einzustecken. Die muss man aber in Form von 2 x 4-GB-Riegeln gleich mitkaufen, mit der Ab-Werk-Ausstattung kommt man nicht weit. Für kleinere Sammlungen bis 25.000 Titel oder 2000 Alben und ohne heftige Hires- oder DSP-Opertaionen läuft das Asustor gut und flüssig.
Die Connectivity ist vorbildlich: 3 x USB-3.2-Anschlüsse, HDMI und 2 x Ethernet hat selbst die professionellere Konkurrenz oft nicht zu bieten. Das Gaming-Design muss man mögen, auch der Lüfter macht sich etwas schnell bemerkbar, ohne aber richtig zu nerven.

Günstige Einsteigeralternative: QNAP TS-253D-4G
Die einzige uns bekannte NAS im Einsteigerbereich, die mit einem leistungsstärkeren Prozessor aufwarten kann: Die TS-253D mit dem Intel Celeron 4125 Quadcore mit 2,7-GHz-Boost. Ab Werk sind bereits 4 GB Arbeitsspeicher drin (Achtung: Es gibt auch eine veraltete 2-GB-Variante), und weitere vier dazu genügen auch für wirklich anspruchsvolle Roon-Setups mit blitzschneller Performance. Die Anschlussmöglichkeiten liegen etwas hinter dem vorgenannten Asustor, aber zweimal USB 3.2 und einen HDMI gibt es auch.
Wer eine noch günstigere, ähnlich ausgestattete Alternative mit dem Betriebssystem von QNAP bevorzugt,findet oft auch ältere Modelle wie den TS-251D. Ein Blick auf den verbauten Prozessor gibt Aufschluss, welche Generation man bekommt.
Die dünnen Gehäuse beider Einsteiger-QNAP neigen allerdings auch etwas zum Schwingen. Sie sollten also stabil stehen und trotzdem von unten genug Luftzufuhr lassen, wenn der Lüfter mal etwas mehr zu tun hat. Im „Lautlos“-Betrieb bleibt er zwar meist auf der unauffälligen Seite, aber bei Belastungsspitzen pustet er schnell los.

Hochleistungs-NAS für größere Musiksammlungen: Synology DS723+
Synology hat viele günstige 2Bay-NAS im Programm, die vom Prozessor her mit Roon nicht klarkommen oder ärgerliche Beschränkungen beim Arbeitsspeicher aufweisen. Das brandneue DS723+ System ist etwas teurer, dafür leistungsmäßig unter den uns bekannten 2-Bay-NAS führend. Der AMD Ryzen Prozessor läuft flüssig, und es lassen sich 2 x 8GB oder 2 x 16 GB RAM einstecken, was Roon selbst sechsstellige Sammlungen mühelos handeln lässt. Selbst wenn das NAS parallel für andere Dinge verwendet wird.
Ein paar Nachteile sollten auch nicht verschwiegen werden: Es gibt nur einen einzigen USB 3.2 Anschluss, so dass man schnell über eSATA oder ein Erweiterungsgehäuse für SSD und Backup-Platten nachdenken wird. Wenn man nicht dauert umstecken will. Oder gleich zwei SSD-Speicher mit hoher Kapazität installiert, zumal das Leergehäuse der Synology auch preislich schon deutlich über den vorgenannten Asustor und Qnap positioniert ist. Und der Lüfter wird schnell laut, wenn der Prozessor Abwärme produziert.

Absolut stille NAS fürs Wohnzimmer: QNAP Silent NAS HS-264-8GB
Viel Rechenleistung und trotzdem leise dank lüfterlosem Gehäuse? Findet man selten, und die HS-264 von QNAP ist wirklich ein Tipp für alle, die ihren Roon-Server im Wohnzimmer betreiben wollen. Wenn man nicht gerade knatternde Festplatten einbaut, hört man schlicht gar nichts von dem flachem Riegel. Der Intel Celeron Quadcore vom Typ 5105 und 8 GB RAM ab Werk (sofern man die aktuelle 8 GB Version ersteht, dies ist auch das Maximum) erlauben eine Performance auf dem Niveau des ersten Roon Nucleus. Recht gute Anschlussmöglichkeiten und ein sehr schön verarbeitetes Gehäuse lassen den etwas höheren Preis gerechtfertigt erscheinen.
Einziger Pferdefuß: Der Hersteller empfiehlt ausdrücklich die Verwendung von Festplatten mit geringerer Hitzeentwicklung oder niedriger Rotationszahl von 5400 rpm. Professionelle Server-Platten im 3,5-Zoll-Format scheiden aufgrund ihrer lauten Kopf- und Rotationsgeräusche ohnehin aus, aber auch die meisten größeren Platten von 10TB und mehr werden auf Dauer für das flache NAS zu heiß oder drehen zu schnell, was Vibrationen erzeugen kann. Es empfehlen sich die Seagate Iron Wolf Modelle bis 8TB oder die älteren WD Red (Plus) bis 14 TB mit 5400 rpm mit niedrigerer Stromaufnahme. Aber selbst die könnten passiv gekühlt heiß laufen. Das verkürzt ihre Lebensdauer nicht unerheblich.
Die sinnvollste Lösung lautet also, auf den ohnehin nicht ganz billigen NAS noch einmal das Budget für SSD-Speicher draufzulegen. 8TB im 2,5-Zoll-Format sind die heute auch in den Produktserien einiger großer Hersteller erhältlich, in das Silent Nas passen also 2x 8TB.
Bleibt die letzte Frage: Warum empfehlen wir das Qnap HS-264 als einziges schlankes Wohnzimmer-NAS und nicht die anderen, besser ausgestatteten Modelle? Ganz einfach: Das beliebte HS-453DX bietet zwar viel mehr Anschlussmöglichkeiten (2 Bays für 3,5/2,5Zoll plus 2 Bays für M.2, 4x USB etc.), aber der schnelle Prozessor im HS-264 läuft mit Roon einfach flüssiger. Und das TBS-464 ist zwar schnell, schlank und nimmt 4 SSD-Karten im M.2-Format auf, aber es ist eben nicht lüfterlos, sondern faucht ordentlich los, wenn der Prozessor oder die Speicherchips heiß werden.

Manchmal muss es mehr sein: 4Bay-NAS QNAP TS-453D
Professionelle Server haben oft vier oder noch mehr Festplatteneinschübe. Und dafür gibt es auch bei Roon gute Gründe. Wer also viel, viel Speicherplatz für die lokale Sammlung braucht, findet mit dem TS-453D von QNAP einen wirklich professionellen Server. Die auch in punkto Prozessorleistung nur knapp hinter den vorgenannten QNAP Silent und Synology DS723+ bleibt, was man in der Praxis nicht merken dürfte.
Roon empfiehlt selbst übrigens eine solche 4-Bay-Lösung: Zwei große magnetische Festplatten (je 22TB, wer richtig Speicher benötigt) als redundantes RAID1-System, eine kleine SSD für Datenbank und schnellere Prozesse sowie eine zusätzliche magnetische Platte als Backup. Sicherer geht es nicht! Aber das Setup gehört dann nicht ins Wohnzimmer, sondern in einen gut belüfteten Raum, wo die Geräusche niemanden stören.
Teure, stabile Alternative: Dedizierter Roon Server, ROCK, Nucleus und Co.
Die Alternative zu auf Serveraufgaben optimierten Betriebssystemen wie QTS, DSM, ADM oder Windows Server lautet: RoonOS. Das ist ein auf Linux basierendes Betriebssystem von Roon, was nichts anderes tut als die Basis für den Roon Server auf einem Rechner zur Verfügung zu stellen. Damit ist ein Server nicht mehr so flexibel wie die oben genannten NAS Systeme, sondern kann nur eines: Roon.
Nutzer mit Computerkenntnissen können ein solches System selbst auf der Basis eines Intel-basierten Minirechners namens NUC aufbauen. Der offensichtliche Vorteil: der Aufwand für Wartung und Updates fällt praktisch weg, alles geht automatisch. Man kann auch leistungsstarke, moderne Prozessoren wie Intels i5 oder i7 ab der 10.Generation einsetzen, die die Roon-Bedienung wirklich zum Vergnügen machen. Der Nachteil: Die sonstigen Funktionen eines NAS wie RAID sind nicht verfügbar, und Dinge wie Backup etc. sind deutlich eingeschränkt.
Wer den DIY-Charakter dabei scheut: Es gibt auch fertige, vorinstallierte Serverlösungen für Roon. Nachdem Prime Computer solche Produkte nicht mehr anbietet, bleiben der Nucleus und der Nucleus+ von Roon selbst die besten Varianten für eine stressfreie, aber auch etwas teurere Inbetriebnahme von Roon.
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