STEREO GUIDE Testurteil
Die neuen Apple AirPods Pro 3 überzeugen mit verbessertem ANC, präzisem Klang und integrierter Pulsmessung – perfekt für die Apple-Welt. Allerdings nur für die Apple Welt.
Vorteile
- erstaunlich human abgestimmt, fast britisch
- knackig, klar, druckvoll im Bass, aber ohne Show
- großartiges Panorama
- Hörgesundheit trifft Spielfreude und ein starkes Noise-Cancelling
Nachteile
- die Live-Übersetzung gibt es in Europa (noch) nicht
- funktioniert perfekt nur in der Apple-Welt, ein Android-Nutzer wäre dumm beraten
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Natürlichkeit / Tranzparenz9.1
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Bass / Dynamik9.3
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Praxis / Connectivity9.6
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Preis/Leistung8.6
Die Kultmarke aus Cupertino beherrscht die Welt ihrer treuen Anhänger ohne viel Konkurrenz. Auch die neuen Apple AirPods Pro 3 dürften von diesen wohl nach langem Schlangestehen vor dem Markenstore gekauft werden, ohne vorher die Klangqualität oder die neuen Funktionen auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen.
Die Lücke müssen wir als STEREO GUIDE natürlich füllen. Über technische Verbesserungen zugunsten der Klangqualität schweigt sich der Hersteller weitgehend aus. Was dagegen die Werbung verspricht (und den Tester neugierig macht): das weltbeste Active Noise-Cancelling (ANC) im TWS-Segment, sowie einige Neuerungen in den B-Noten: Gesundheitsfunktionen wie Herzfrequenzmessung, eine Wasserdichtigkeit nach IP57, bessere Ortung für verlegte Hörer und neue Silikon/Schaumstoff-Lippen für besseren Halt im Ohr. Nicht zu vergessen: Mit bis zu 8 Stunden im Earbud und insgesamt 30 Stunden inklusive Nachladen im Case ist auch die Ausdauer der Batterie mehr als konkurrenzfähig.
Genügt das, um Apple-Jünger in der Schlange in Staunen zu versetzen?
Vom belächelten Accessoire zum Klangmaßstab
Dabei darf man ein Faktum nie vergessen: Die meistverkauften Klangwandler der Gegenwart sind … ? Mit hoher Wahrscheinlichkeit die In-Ears von Apple. Das kann man feiern oder kritisch sehen. Früher lag jedem iPhone ein kabelgebundener Ohrhörer bei – später kamen die ersten Bluetooth-AirPods, die zunächst verspottet wurden. Heute lacht keiner mehr, schon gar nicht die Konkurrenz.
Apple hat die AirPods konsequent weiterentwickelt – klanglich, ergonomisch und technisch – und den Preis dabei stabil gehalten. Die neuen AirPods Pro 3 markieren nun den größten Schritt seit Einführung der Serie.

Neue Health-Features: Pulsmessung und IP57-Schutz
Eine der auffälligsten Neuerungen: Die AirPods Pro 3 messen erstmals die Herzfrequenz direkt im Ohr. Zwei LEDs pro Hörer blitzen 256 Mal pro Minute – unsichtbar, aber präzise.
Damit wird nicht nur Sporternährung oder Lauftracking einfacher, sondern auch die Sicherheit im Alltag erhöht: Das System warnt bei plötzlichem Herzrasen oder Unregelmäßigkeiten.
Zudem sind die neuen AirPods erstmals nach IP57 zertifiziert – also geschützt gegen Staub, Schweiß und kurzzeitiges Untertauchen. Das stärkt ihre Alltagstauglichkeit deutlich.
Verbesserter Tragekomfort und neue Passstücke
Die AirPods Pro 3 sind minimal kleiner als ihre Vorgänger. Neu ist ein zusätzlicher Ohreneinsatz – fünf Größen (XXS bis L) stehen nun zur Verfügung. Die Oberfläche besteht aus Silikon, darunter sitzt eine schaumähnliche Füllung, die für besseren Halt und Abdichtung sorgt.
Das Ergebnis: perfekter Sitz, satter Bass und hoher Tragekomfort – und Apple reduziert gleichzeitig den Markt für Drittanbieter-Eartips.




Noise-Cancelling und 3D-Audio auf neuem Niveau
Apple spricht von der „weltbesten aktiven Geräuschunterdrückung bei In-Ear-Kopfhörern“. Tatsächlich wirkt das ANC der AirPods Pro 3 deutlich effizienter – mit spürbar weniger Grundrauschen und schnelleren Reaktionszeiten.
Das Head-Tracking arbeitet nun ohne wahrnehmbares Delay, und die Ortung bei Verlust funktioniert präziser. Gleichzeitig steigt die Batterielaufzeit, und Apple nutzt mehr recycelte Materialien sowie erneuerbare Energiequellen in der Fertigung.
Grenzen der Apple-Welt: Keine Live-Übersetzung in der EU
Eine der spannendsten Software-Neuerungen – die Live-Übersetzung in Echtzeit – steht in der EU derzeit nicht zur Verfügung. Der Grund: rechtliche Anforderungen des Digital Markets Act (DMA) verhindern die Aktivierung von Apple Intelligence. Apple verspricht, die Funktion nachzureichen, sobald die regulatorischen Fragen geklärt sind. Die offizielle Formulierung lautet übrigens: „Wegen der Interoperabilitätsanforderungen der DMA für iOS steht diese Funktion Nutzer:innen in der EU derzeit nicht zur Verfügung.“
Klangqualität: Präzise, musikalisch, ohne Härte
Der H2-Chip sorgt erneut für Rechenleistung, doch den Unterschied machen Software und optimiertes Tuning. Das Ergebnis: ein präziser, klarer und dennoch humaner Klang, frei von Aggressivität oder übertriebener Brillanz.
Beim neuen Album von Taylor Swift überzeugen Punch, Dynamik und Räumlichkeit. Der Bass bleibt straff, Stimmen stehen fokussiert, Hi-Hats glänzen – ohne zu scharf zu wirken.
Im Vergleich zu einem Beyerdynamic DT 990 mit hochwertigem D/A-Wandler fällt der Unterschied kleiner aus als erwartet: Der In-Ear klingt erstaunlich erwachsen, kontrolliert und druckvoll.
Klang und Musiktipp: Tristan Brusch mit seinem neuen Album „Am Anfang.“ Das ist tendenziell ruhig und traurig. Wie „Die lange Nacht“. Ein Klavier steht im großen Hall, die Stimme hat viel Dynamik und klare Atem-Phrasen. Das ist kritisch gerade für In-Ears – wieviel Ruhe ist möglich, wie punktgenau ist die Abbildung, klingt es wirklich musikalisch mit den eben langen Phrasen? Da liegen die Pro 3 klar vor den Pro 2. Der Zufall wollte, dass wir just zum Test im Airbus zur High-End-Messe nach Warschau brausen mussten/wollten. Eben mit den beiden Apple-InEars im Gepäck. Bei den Zweiern gab es noch ein kleines Grundrauschen der Triebwerke, völlig entschwunden bei den Dreiern.
Poetischer Deutsch-Liedermacher in Hochauflösung über den Wolken? Das gelang den AirPods Pro 3 wie ein ganz großer Over-Ear. Falls es zwischen den Zeilen noch nicht herausklang: Das ist die beste Möglichkeit, mit kleiner Bauform per iPhone zu hören. Hätte ich vor vier, fünf Jahren nicht einmal zu denken gewagt.
Fazit: Für Apple-User ein Must-Have
Die AirPods Pro 3 sind der beste In-Ear, den Apple je gebaut hat. Klang, ANC und Komfort haben klar zugelegt. Für Nutzer außerhalb der Apple-Welt bleiben sie jedoch wenig sinnvoll – sie entfalten ihre Stärken nur im Ökosystem von iPhone, iPad, Mac und Apple Watch.
Wer die Pro 2 besitzt, bekommt kein zwingendes Upgrade, aber ein hörbares Plus an Klangkultur, ANC-Ruhe und Funktionsvielfalt. Wer nicht zwingend in der Apple-Welt sein will (oder qua Betriebssystem-Wahl gar nicht sein kann), dem empfehlen wir die Cambridge Melomania A100 als günstige, ähnlich klangstarke Alternative.
Technische Daten: Apple AirPods Pro 3
- Preisempfehlung des Herstellers: 249 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch
- Gewicht: jeweils 4,28 Gramm
- Besonderheiten: 5 Silikon-Ohrstöpsel mit Schaumstruktur („foam-infused ear tips“). Mit aktiviertem ANC plus Spatial Audio / Head-Tracking: ca. 7,5 Stunden Spielzeit. Hörtest, Schutz vor schädlichen Lautstärken. Schweiß-, Wasser- und Staubresistenz nach Schutzklasse IP57
- Mehr unter www.apple.com






