Eleganz und SUV gehen in etwa so gut zusammen, wie audiophile Musikwiedergabe und Heavy Metal. Im glattflächigen Range Rover Velar vereinen sich allerlei Gegensätze. Und eine audiophil abgestimmte Meridian-Anlage gibt es obendrein. Also nichts wie ab in die Berge damit.
Es gibt keine Zufälle im Leben. Mittwochs bleibe ich noch nach dem Besuch meines Stammkaffees im Stuttgarter Süden gemeinsam mit einem befreundeten Designer vor einem außergewöhnlich elegant und glattflächig bezeichneten Luxus-SUV stehen. Da gibt es viel zu bestaunen, allen voran die versenkten Türgriffe, die für Gesprächsstoff sorgen. Einhellige Meinung: da hat Range Rover aber ein richtig schönes Auto gebaut. Wie der sich wohl fährt? Nur einen Tag später bekomme ich von der Redaktion genau jeden Auftrag. Und zwar so schnell, oder besser gesagt, sobald wie möglich. Diesen Umstand verdanke ich der Tatsache, dass Range Rover wie die Schwestermarke Jaguar auf britische Sound-Systeme von Meridian schwört.
Kaum zu glauben, schon eine Woche später sitze ich im Velar. Es scheint Rovers 2017 vorgestellte Baureihe kann alles außer langweilig. Das gilt sogar für die Einweisung, die sich hinzieht. Was bei den meisten Autos eher ermüdend, weil letztlich auch überflüssig wäre, ist mit beim Velar wirklich willkommen. Das liegt einerseits daran, dass das 4,8 Meter lange SUV im Inneren ebenso gefällig, wie eigenwillig gestaltet ist. Zum anderen wurde die Testfahrt nicht nur schnell eingefädelt. Sie ist auch schnell zu Ende.
Ab in die Berge
Es bleibt nur ein Nachmittag, um Auto und Anlage zu erfahren. Außerdem sind die Straßen im Umland von Kronberg im Taunus, wo ich den Wagen entgegennehme, eng und kurvenreich. Das sind keine guten Voraussetzungen, sich unterwegs in die Bedienlogik des 2,15 Meter breiten Geländewagens mit seinen drei Bildschirmen einzuarbeiten. Außer dem Instrumentendisplay, in das auch Richtungsinformationen der Zielführung eingeblendet werden, gibt es einen großen Zentraldildschirm mit Touch-Funktion und noch mal ein darunter angeordnetes Touch-Display.
Diese Aufteilung ist gerade auch toll für das Infotainment-System: Wenn auf dem oberen Bildschirm die Landkarte der Navigation angezeigt wird, kann man unten immer noch das Cover zur laufenden Musik hören und das Sound-System steuern. Die beiden Drehknöpfe übernehmen abhängig vom Menü andere Funktionen, ebenso die Tasten am Multifunktionslenkrad. Das ist höchst innovativ, aber wenig intuitiv. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Sehr gute Dienste leistet das untere Display auch bei der Wahl der Fahrprogramme, unter denen es reichlich Wahlmöglichkeiten auch im Bezug auf die Art des Terrains und die Höhe der Bodenfreiheit gibt.
Was auffällt
Zwei Dinge fallen auf den ersten Metern im Range Rover Velar sofort auf: Unter der Haube sitzt zweifelsfrei ein Diesel, das Fahrwerk vertraut auf Luftfederung. Nach dem Kaltstart nagelt der 3-Liter-Sechszylinder recht herzhaft, aber das Fahrwerk passt schon in der Komfort-Stellung wie angegossen. Der Velar wirkt nicht schwammig, bietet aber trotz straffer Grundabstimmung einen guten Fahrkomfort, an dem auch die bequemen Sitze in der Kombination mit Premium-Velorurs und Kvadrat-Stoff ihren Anteil haben. Nach einigen Kilometern weicht der Rudolf-Diesel-Gedächtnissound einem souveränen Knurren. Wer dafür das Fahrwerk etwas kerniger mag, kann es über die Dynamic-Einstellung tun: „hoch“ oder „individuell.“
Merdian Sound-System als perfekte Ergänzung zum Velar
Auch das Sound-System des Range Rover Velar lässt sich mit Klangreglern und Fader individuell anpassen. Doch die Audio-Experten der in Huntington bei London beheimateten Firma haben es schon sehr ausgewogen abgestimmt und gerade auch bei der Bühnenabbildung ganze Arbeit geleistet. Allerdings gefällt mir das Staging noch besser, wenn man mit dem Fader die ganze Abbildung noch etwas weiter nach vorne Verlegt. Wer gerne Beats mag, kann auch durchaus den recht zurückhaltend abgestimmten Subwoofer mit dem entsprechenden Regler ganz leicht betonen. Die Wirkung dieses dritten Reglers ist wesentlich subtiler als die des ebenfalls vorhandenen Bass-Reglers, den man besser in der Mittelstellung belassen sollte.
Klangregler und Fader haben die meisten Car-Audio-Systeme. Doch die Entwickler spendierten noch diverse Klangmodi. Neben Stereo gibt es noch eine Meridian getaufte Surround-Einstellung sowie weitere Mehrkanal-Verfahren, hinter denen große Namen stehen: Dolby Pro Logic IIx und DTS Neo:6 sind aber eher etwas für Film- als für HiFi-Freaks.
Der restliche Aufwand kann sich ebenfalls sehen lassen. Unter den 22 Lautsprechern befindet sich ein Doppelschwingspulen-Subwoofer. Die Gesamtleistung beträgt ehrfurchtgebietende 1.600 Watt. Dazu kommen Sachen, die man eher aus AV-Receivern kennt oder zumindest darin vermuten würde: Audyssey-MultEQ XT-Audioentzerrung und Trifield-3D-Klangbearbeitungstechnologie. Letzteres ist eine Merdian-Spezialität, die für eine, die Zuhörer umhüllende dreidimensionale Wiedergabe sorgt. Das gelingt ihr wirklich gut, aber als Purist war mir immer noch Stereo die liebste Einstellung.
Range Rover setzt auf Entertainment auf allen Plätzen
Gute Unterhaltung bietet der Range Rover Velar auch im Fond. Die Hinterbänkler erwartet ein vollintegriertes Multimediasystem mit zwei 8-Zoll-HD-Touchscreens im 16:9-Breitbildformat, Fernbedienung und zwei drahtlosen Kopfhörern.
Die beiden Displays agieren unabhängig voneinander, weshalb auf beiden Seiten unterschiedliche Filme wiedergegeben werden können. Zwei USB 3.0-Buchsen und HDMI- respektive HDMI/MHL-Anschlüsse ermöglichen den Fondpassagieren die Übertragung ihrer Audio- und Videodaten von Smartphone oder Tablet auf die Displays. Beruhigend für besorgte Eltern: Von den Vordersitzen aus lassen sich die im Fond abgespielten Inhalte anwählen, überwachen und auch einzeln abschalten.
Vorne sind keine Abenteuerfilme nötig. Mit dem Range Rover Velar kann man selbst große Abenteuer erleben. Für schwierige Geländepassagen gibt es den zweistufigen Off-Road-Modus und die Möglichkeit bei Geschwindigkeiten unter 50 km/h die Bodenfreiheit um knapp 5 cm auf rund 25 cm zu erhöhen. Dann geht schon was, abseits der Straße, auch wenn das hierzulande eher von theoretischer Bedeutung sein dürfte.
Fährt sich sehr leichtfüßig
Doch wer will schon das von Chef-Designer Gerry McGovern maßgeschneiderte Blechkleid mit seiner schwarz-braunen Metallic-Lackieung schmutzig machen? Schließlich macht der gut 2 Tonnen schwere Allradler auf der Straße eine erstaunlich gute Figur. Mit seinem durchzugskräftigen Twinturbo-Diesel und den standfesten Bremsen macht er seine hohe Masse selbst auf einer zügigen Bergtour durch die zu dieser Zeit einsamen Straßen des Taunusgebirges schnell vergessen. Man kann Kurven ohne flaues Gefühl spät anbremsen und äußerst flott durcheilen. Auch ein Bergauf-Überholmanöver lässt sich mit dem coolen Briten ganz lässig bewerkstelligen.
Das 8-Gang-Automatikgetriebe von ZF aus Friedrichshafen findet schnell und treffsicher immer den passenden Gang, um die 700 Newtonmeter Drehmoment des 275 PS starken Turbodiesels immer optimal in Vortrieb umzusetzen. Wer will, kann aber auch mit den Paddeln am Ledervolant selbst die Fahrstufen sortieren, was auf kurvenreichen Strecken für mehr Kontrolle über das Fahrverhalten sorgt. Der Allradantrieb bringt mit seiner hohen Traktion Briten-Power über riesigen 22-Zoll-Räder schlupffrei auf die Straße.
Die Lenkung bietet besonders in der Dynamik-Einstellung für diese Fahrzeugklasse eine tadellose Rückmeldung. Man kann mit dem Range Rover wirklich bemerkenswert sportlich unterwegs sein. Man verspürt aber den Druck nicht so wie in einem SUV von BMW oder Porsche. Diese feine englische Art des Fahrens schafft die ideale Ausgangsbasis für Klanggenuss mit Meridian.
Apple CarPlay an Bord
In meinem Falls kam die Musik meist über USB vom iPhone und ich nutzte wegen der vertrauteren Bedienung fast immer Apple CarPlay, was dann auch die Navigation von Apple Maps ins Spiel bringt, während mir eigentlich das integrierte Navi des mit Head-up-Display ausgestatteten Range Rovers mehr zusagte.
Was den Sound der hinter geschmackvoll gestalteten Kunststoff-Gittern verborgenen Lautsprecher betrifft, lassen sich Gemeinsamkeiten mit den ebenfalls frisch abgestimmten DSP-Boxen der Briten erkennen. Durch die Verwendung von 3-Wege-Systemen in den Türen gelang eine homogene Abstimmung mit nahtloser Einbindung des Subwoofers. Nicht nur Gesangstimmen oder Gitarren kamen von vorne, auch Bassdrums stehen stabil vor mir. Die Leistungsentfaltung wirkt ähnlich mühelos wie beim elastischen V6-Motor, die Dynamik überzeugt. Man kann mit dem Meridian sehr leise hören. Man kann aber auch richtig aufdrehen, ohne, dass es angestrengt wirkt.
Allerdings könnten Stimmen etwas seidiger erklingen. Es scheint, dass hier die tiefe, vor allem aber weit nach vorne unter das keilförmig gestaltete Armaturenbrett versetzte Mitteltöner-Position einen gewissen Tribut fordert. Schließlich kann der ein ganzes Stück weiter oben, im Spiegeldreieck positionierte Kalottenhochtöner seine frischen Höhen direkt ohne Umwege zum Ohr schicken.
Angemessener Preis
Unterm Strich bietet der ab rund 60.000 Euro erhältliche, mit allen Optionen und unserem 3-Liter-Turbodiesel spielend in Richtung 100.000 Euro erweiterbare Range Rover Velar mit seinem Meridian Sound-System einen soliden Gegenwert und jede Menge Fahrspaß fürs Geld.
Die von Songs wie Breathe (Feat. Jam Cooke) von CamelPhat & Christoph oder „Wish You Were Here“ von David Gilmour Live At Pompeii untermalte Testfahrt verging wie im Fluge – auch was den Komfort betrifft.
Fazit Range Rover Velar mit Meridian Sound-System
Als ich den Range Rover Velar wieder bei Jaguar Rover in Kronberg abliefere, weist die Verbrauchanzeige einen Wert aus, den man eher mit kleineren Autos und schwächeren Motoren verbinden würde. Unter 9 Liter Diesel pro 100 Kilometer zu bleiben, stellt im Range Rover Velar keine erhöhten Anforderungen an die Selbstbeherrschung. Nicht schwach zu werden, auch als Sportwagenfan und zum SUV aufzusteigen – was hier durchaus wörtlich zu nehmen ist – dagegen schon.
- Preis Range Rover Velar: ab rund 60.000 Euro
- Preis Meridian Signature Reference Sound-System: rund 5.000 Euro
- Weitere Infos: www.landrover.de
Stereo Guide Bewertung
+ eigenwilliges, aber smartes Bedienkonzept
+ aufwändiges Surround-Sound-System mit 22 Speakern zu einem fairen Preis
+ schöne Integration der Lautsprecher in den stylischen Innenraum
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Klangqualität8.5
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Preis/Leistung Sound System9.0