Der Test des Ford Mustang Mach 1 hat eine Vorgeschichte: Kürzlich saß ich auf der Terrasse und schüttelte mich vor Lachen. In Zeiten wie diesen sind solche erfrischenden Momente ein rares Gut. Doch nach spätestens drei Seiten Lektüre des neuen, auf hochwertigem Papier gedruckten Automagazins „Sunday Driver“, das mir einer der Meister in meiner Werkstatt bei der Abholung meines mausgrauen süddeutschen Kompaktsportlers Marke anonymer Tiefflieger mitgab, kippte die Stimmung. Nicht etwa, dass sich die wie in einer klassischen Abrahams-Zucker-Komödie nahtlos aneinandergereihten Gags abnutzten.
Je härter die Pointen wurden, desto mehr begann ich mich zu fragen, ob ich postwendend die Rente einreichen sollte? Was hat mein Mechaniker, in seiner Freizeit Verleger der neuen Zeitschrift, das ich nicht habe? Ein Kassensturz meiner Versorgungsansprüche und Ersparnisse bestärkte mich dann allerdings, nicht gleich hinzuwerfen. Wollen doch mal sehen, ob wir von der Schreibe auch noch ein, zwei Gänge hochschalten können? Immerhin leistete Ford Deutschland mir bei meiner publizistischen Challenge die denkbar größte Unterstützung: Der von ihnen zum Test bereitgestellte Ford Mustang Mach 1 wirkt wie eine ganze Flasche Absinth für kreative Wiedererweckung.
Ecken und Kanten schärfen
Meine Güte, was stellen Chefredaktionen, Textredaktionen, Anzeigenabteilungen und all die anderen Instanzen im Laufe der Jahre nur mit einem Testautoren an? Am Ende bleibt so wenig Kante und Mumm übrig, dass dich dein eigener Mechaniker rechts überholt. Wohl bemerkt: nicht beim Fahren oder Schrauben, sondern beim Schreiben. Autsch, das tut schon mehr weh, als vielleicht mal vor einer Kurve ausgebremst zu werden.
Doch das Comeback des jungen wilden Autors profitiert abgesehen vom Mustang von einer ganz anderen Voraussetzung. Die oben aufgeführten Instanzen gibt es bei STEREO GUIDE noch gar nicht. Editor, Chief und CEO, wie sich manch einer an meiner Stelle womöglich nennen würde, das bin ich! Oder kurz und etwas eleganter ausgedrückt: La Rédaction, c’est moi. Also, wenn ich es jetzt versemmle, dann sollte ich vielleicht ernsthaft über Vorruhestand nachdenken.
DAS Auto fürs Comeback als junger Wilder
Am Mustang dürfte es dann jedenfalls auf keinen Fall liegen. Das Auto liegt mir ganz besonders, auch wenn ich es allgemein gar nicht so mit Amis habe. Nach drei vorangegangenen Testfahrten bin ich ein glühender Verehrer des Pony Cars. Zunächst düste ich mit dem 450 PS starken Ford Mustang GT durch die französischen Alpen. Da hatte der V8 noch ein Shaker HiFi-System von Ford an Bord. Da ich selten reine Autotests schreibe, traf es sich gut, dass der Bullitt, das nach dem legendären Steve-McQueen-Film benannte, grüne Sondermodell, mit einem Bang & Olufsen Sound-System vorfuhr. Sonst wäre ich damals kaum in den Genuss einer weiteren Testfahrt gekommen.
Weil der Mitteltöner in der Fahrertür bei bestimmten Frequenzen verzerrte, bekam ich den Mustang nach der Reparatur noch mal für zwei Wochen vor die Tür gestellt. Da ich damit mitten im Winter einen Termin in Österreich ansteuerte, konnte ich auch gleich im Schnee die Drift-Qualitäten des Mustang ausloten. Leider war auf den Dronen-Videos von den Donuts, die ich in knappem Abstand um einen wagemutigen Kollegen drehte, nicht viel zu sehen. Er hatte vor lauter Aufregung nur die Landschaft gefilmt.
Ford Mustang, das vierte Kapitel
Auf Testfahrt Nummer 4 handelte es sich um eine neue Version des V8-Heroen. Der Ford Mustang Mach 1 hat gegenüber dem Mustang GT und dem mit 460 PS gleichstarken Mustang Bullitt einige Verbesserungen erfahren, die seine Performance auf der Rennstrecke beflügeln sollen. Dazu zählen ein Motorölkühler und eine Kühlung fürs Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Dabei führte Ford mit der aktuellen Generation ohnehin schon auf einer speziellen Teststrecke zahlreiche 30 Minuten andauernde Highspeed-Tests für das Mutterland der Autobahn durch, damit nichts überhitzt.
Am Mach 1 legten die Entwickler inspiriert vom Mustang 500 Shelby noch mal nach, dass man das knapp über 1,8 Tonnen schwere Coupé sogar bedenkenlos über die Rennstrecke scheuchen kann – zumindest so lange, bis es Kraft seines stattlichen Gewichts das Profil auf seinen üppigen 19-Zoll-Reifen aufgefressen hat.
Bang & Olufsen an Bord
Ganz ohne Reue kann man die B&O-Anlage aufdrehen. Damit keine Missverständnisse aufkommen. Die Dänen haben keinen Ersatz für die in gewissen Kreisen beliebten Installationen mit einem PA-Subwoofer und einem halben Dutzend High-Power-Endstufen im Kofferraum konstruiert. Sondern eher eine gepflegte, dazu serienmäßige Beschallung, die besser spielt als vieles, was die Generation Z von zu Hause kennt.
Dazu fährt Ford 12 Lautsprecher einschließlich 26,5-cm-DVC-Subwoofer mit Doppel-Schwingspule im Kofferraum und eine Endstufe mit insgesamt 675-Watt-Systemleistung auf. Bei den Leistungsangaben widersprechen sich Ford und Bang & Olufsen (900 Watt), aber diese Zahlen sollte man eh nicht überbewerten). Das rummst zwar nicht so wie besagte Eigen-Installationen, spart aber eine Menge Geld und Zeit. Vor allem muss man keine Löcher ins Blech schneiden, was manchem Autoliebhaber ebenfalls entgegen kommt.
Mit dem serienmäßigen Ford SYNC 3 mit 8-Zoll-Touch-Screen stellt der Mustang Mach 1 AppLink-Funktion sowie Apple CarPlay und Android Auto via USB-Verbindung bereit. Als weitere Schnittstelle zum Infotainment steht auch Bluetooth zur Verfügung. Eine Freisprechanlage ist auch an Bord, die auch gute Dienste bei der Benutzung der Sprach-Assistenten auf dem Smart Device leistet. Über die Ford Pass App können Besitzer auch von außen via Smartphone Verbindung zu ihrem Auto halten und etwa die Reichweite abrufen.
Der Mach 1 aus Sicht eines Sontagsfahrers
So viel zur Konnektivität und der Ausstattung der Anlage. Aber mal ehrlich: Wer um alles in der Welt legt sich einen der letzten V8 zu, um den von der Cross-Plane-Kurbelwelle geprägten, kernigen Sound anschließend mit einigen MP3-gefütterten Lautsprechern zu übertönen? Das wäre gerade so, als wenn du bei der Auswahl der Beifahrerin nicht auf Kriterien schaust, auf die ich hier lieber nicht näher eingehen möchte (STEREO GUIDE ist eben nicht Sunday Driver), sondern fragst, ob sie einen Bachelor in Naturwissenschaften hat?
Was beim Druck auf den Startknopf an der Mittelkonsole passierte, könnte man als Vorformatieren für die anstehende Fahrt bezeichnen. Das Fauchen und Brabbeln des frei atmenden 5-Liter-V8-Saugmotors führt dazu, dass sich prompt die Nackenhärchen aufstellen. Du steigst in dieses Auto ein, startest es und lässt mit dem ersten Gasstoß den Alltag hinter dir.
In einer sich immer schneller drehenden, bisweilen heftig schlingernden Welt ist der Mustang eine der wenigen Konstanten. Der macht sein eigenes Ding seit den 60ern und hat dabei im Laufe der Jahrzehnte weniger Speck angesetzt als unsere Schwäbische Sportwagen-Ikone 911, die bei aller Pracht unter dem allgegenwärtigen Super-size-me-Syndrom leidet.
Zeitreise auch ohne Lichtgeschwindigkeit
Der Ford Mustang erdet dich, entführt dich in goldene Zeiten, als Du noch nicht in jeder Autobahnabfahrt mit festgeklebten Klima-Jünger*innen rechnen musstest. Das Einlegen des ersten Gangs mit dem von einer Billardkugel wie im Mustang Bullitt gekrönten Schalthebel des knackigen manuellen 6-Gang-Getriebes gleicht einem Ritual. Der Wagen scheint förmlich darum zu betteln, dass du ihn orgeln lässt.
Dabei macht das Muscle-Car nicht einmal aggressiv. Du spürst und genießt das Potenzial, ohne es wie in einem Audi oder BMW jederzeit auskosten zu wollen. Der Mustang Mach 1 hat das, was man Good Vibrations nennen könnte, was hier durchaus wörtlich zu nehmen ist. Du hörst den Motor nicht nur, du spürst ihn auch. Der Beitrag von Bang & Olufsen wirkt so ähnlich wie eine Lachgaseinspritzung. Die macht eine lahme Karre auch nicht zum Dragster, aber sie gibt einem ohnehin potenten Boliden den entscheidenden Kick.
Die Klangabstimmung folgt der natürlichen, ausgewogenen Linie von Bang & Olufsen und dem Partner Ford. Impulsivität und Bass-Fundament sind so ziemlich das Beste, das man in dieser Preisklasse als Serienausstattung bekommt. Bei dem geschenkten Gaul im Mustang kann man schon mal darüber hinwegsehen, dass der Bass weder den letzten Kick noch die ultimative Präzision besitzt. Die Einstellmöglichkeiten sind gut, es besteht sogar die Wahl zwischen weiträumigem Surround-Modus und präziserem, knackigerem und besser fokussiertem Stereo. (Ist klar, was ich als Audiophiler wählen würde).
Ode an den V8-Motor über 12 Lautsprecher
Das gratis mitgelieferte B&O System ist das Sahnehäubchen, das den Trip mit Rock-Klassikern wie „Highway Star“ von Deep Purple untermalt. Die gerade in der Live-Version vom Album „Made In Japan“ richtiggehend epische Ode an den V8-Motor (genau hinhören lohnt sich) ist wie geschaffen für den Mach 1, der sich von den Formen stärker am Mustang Fastback von 1965 orientiert als an dem aus James Bond Diamantenfieber bekannten Mach-1-Modell. Die Aufkleber stellen allerdings die Verbindung zu dem hemdsärmelig wie ein Redneck auftretenden Sportmodell von 1971 her.
Gemessen an der machohaften Kriegsbemalung beziehungsweise -beklebung tritt das B&O Sound-System sehr dezent auf. Die für große Bühnewiedergabe weit oben in den A-Säulen angeordneten 2,5-cm-Hochtöner verstecken sich hinter schmucklosen mattschwarzen Abdeckungen, die 80-cm-Mitteltöner und 17-cm-Bässe in den Türen ebenfalls.
Gegen den Trend verzichtet Bang & Olufsen auf plakative Markenlogos auf den Grills. Man muss das auf dem Kunststoffgrill des Center-Speakers mit seinem 80-cm-Mitteltöner auf dem Armaturenbrett kontrastarm aufgedruckte B&O-Logo schon suchen, um es zu finden. Hier half mir eindeutig meine große Vertrautheit mit der Materie Mustang, die ich wie erwähnt sogar zwei Wochen am Stück studieren konnte.
Diesel-Verbot erbeten
Zwei Wochen, in denen ich mich durchaus mit noch weitergehenden Diesel-Verboten als seinerzeit von der DUH gefordert anfreunden konnte. Das Drehmoment des V8-Saugmotors reicht zwar schon knapp oberhalb von Standgas zum gepflegten Cruisen. Aber wenn Du auf der Autobahn einfach nur an einem Mini-Van mit Turbodiesel vorbeifahren möchtest, kann trotz des imposanten Maximums von 529 Newtonmetern reichlich Stress aufkommen.
Wenn sich dessen Fahrer herausgefordert fühlt, musst du dich blitzschnell entscheiden. Und im Mach 1 mit seinen Rallye-Streifen kannst du Gift darauf nehmen, dass ein von Firma und Familie gestreßter Langstreckenfahrer den Blick in den Rückspiegel als Provokation empfindet. Wenn er dann die Bahn freimacht, Stoff gibt und du nicht hinter ihm verhungern willst, heißt es herunterschalten und dafür sorgen, dass der V8 möglichst über 4500 Touren dreht.
Es braucht keinen Dodge Charger, es darf auch ein VW Sharan sein
So bergen banale Überholmanöver – nicht mal Autohasser dürften ernsthaft unterstellen, dass du im Mustang Mach 1 ein Rennen gegen einen VW Touran oder Sharan anstrebst – mitunter ein gewisses Nervenkitzel. Wenn du dann schließlich bei über 7000 Touren mit triumphal brüllendem V8 vorbeiziehst, fühlst du dich schon ein klein wenig wie Lieutenant Frank Bullitt in der legendären Verfolgungsjagd mit dem schwarzen Dodge Charger quer durch San Francisco.
In solchen Fällen rät sich die Untermalung mit Musik wie „Another One Bites The Dust„ von Queen. Oder als langsamer Kontrast zur schnellen Fortbewegung und Hommage an einen modernen Klassiker mit dem Film-Soundtrack von „Drive“ und Songs wie „A Real Hero“ von College & Electric Youth oder „Nightcall“ von Kavinsky und Lovevoxxx. Glaubt mir Leute, in diesem Auto wird das episch, jene Mischung aus Stilzitaten, purem V8-Sound und Kult-Musik.
Fazit zum Ford Mustang Mach 1 mit Bang & Olufsen Sound
Der Mustang hat über die Jahre nichts von seinem urwüchsigen Charme eingebüßt. Und er durchlief in seiner Evolution weder ein Riesenwachstum in den Abmessungen, noch im Preis. Für den Gegenwert eines langweiligen, womöglich noch frontgetriebenen Kompaktklasse-Hatchbacks mit teuer erkaufter Vollausstattung bekommt man bei den Amerikanern ein todschickes und sauschnelles Sportcoupé klassischer Prägung mit großvolumigem V8 und dänischem Designer-Sound-System von Bang & Olufsen sowie Ford Sync 3 als Serienausstattung. Da können deutsche Autobauer glatt den Notruf 911 wählen. Wenn das Ersparte im Moment noch nicht reicht, gibt es trotzdem Hoffnung: Laut einem Autoblog soll sogar der Nachfolger des aktuellen Ford Mustang noch mal mit V8 an den Start gehen.
- Preis Ford Mustang Mach 1: ab rund 67.000 Euro
- Preis B&O Sound-System: Serienausstattung
- Zum Konfigurator: www.ford.de
STEREO GUIDE Testurteil
Der Ford Mustang Mach 1 lockt mit der einzigartigen Verbindung aus großem V8-Saugmotor und Bang & Olufsen Sound-System mit 12 Lautsprechern.
Vorteile
- All-inclusive-Sound-System von ordentlicher Qualität
- Apple CarPlay und Android Auto serienmäßig
- Faszinierender, klangstarker V8-Motor mit akzeptablem Verbrauch
- Sehr gut dosierbare Brembo-Bremsen
Nachteile
- Bei unteren Drehzahlen etwas behäbiger Durchzug
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Klangqualität7.8
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Preis/Leistung Sound System9.8