Autoliebhaber müssen sich unser Tage in Toleranz üben. Und etwas Vergessen hilft ebenfalls. So sollte man etwa bei sämtlichen aktuellen Mini-Modellen nicht mit Zentimetermaß oder Waage an die Sache gehen. Dann kann man die britischen Kultkarren mit ihren bayerischen Genen durchaus cool finden und Fahrspaß genießen. Der Fehler, den man beim Ford Mustang Mach-E GT, den wir mit B&O Sound-System testen konnten, ebenfalls unbedingt vermeiden sollte: der Vergleich mit dem Ur-Mustang, dessen jüngste Interpretationen sich nach zwischenzeitlichen Stilblüten selbst von den Maßen wieder erfreulich nah am Original von 1966 orientieren.
Immerhin ist der Mustang nicht das einzige Ford-Coupé, das als Crossover-SUV wieder geboren wird. Und im Gegensatz zum Puma, dem diese Verwandlung nebenbei bemerkt gar nicht schlecht bekam, baut Ford den Mustang ja auch weiterhin als Coupé mit Verbrennungsmotor. Mehr noch: Die neueste Variante wird in diesem Jahr sogar wieder mit einem 5-Liter-V8 antreten. Angesichts der allgegenwärtigen Wokeness wirklich mutig – mindestens so, als würde man einen Karl-May-Film ohne Triggerwarnungen ausstrahlen. Doch nach dem Motto, „das eine tun, das andere nicht lassen“ nimmt Ford zugleich mit dem Mach-E einen ernsthaften Anlauf, in Sachen Elektromobilität ein Wörtchen mitzureden. Die Voraussetzungen sind gut. Das gilt besonders für die nachgereichte GT-Variante. Die ist immerhin im Detail näher am jüngsten Vertreter der ursprünglichen Mustang-Familie – und zwar nicht nur von stilistischen Details wie den streifenförmigen Rückleuchten.
Brembo nebst B&O machen Fahrer froh
Auch fahrdynamisch relevante Zutaten lassen eine Verwandtschaft erkennen, allem voran die besonders gefühlsechten und effektiven Bremsen vom italienischen Zulieferer Brembo. Dazu kommt eine Leistungsspritze auf 487 kurzzeitig im Overboost abrufbare Pferdchen (die Dauerleistung hat Ford mit 272 spezifiziert). Auch sonst gibt der Mach-E GT schon auf den ersten Metern zu verstehen, dass er deutlich ambitionierter in sportlicher Hinsicht auftritt, als der normale Mach-E, der auf einer Testfahrt auch gerade von der Lenkung und Federung rundum weichgespülter wirkte. Zusammen mit dem zupackendem, perfekt dosierbarem Wesen der Brembos macht das rund 2.350 Kilo schwere Elektro-SUV damit einen großen Schritt in Richtung Fahrspaß.
Doch der Grund, dass ich mit dem Ford Mustang Mach-E GT überhaupt auf Testfahrt ging, liegt in seinem dänischen Car-HiFi-Sound-System von Bang & Olufsen. Und hier zeigt er dem V8-Vorbild definitiv die extrem stylischen Rücklichter: Diese perfekt integrierte Installation klingt nicht nur besser, sie sieht auch viel hochwertiger aus. So verbargen sich die 12 Lautsprecher im Verbrenner-Coupé noch unter den reichlich schmucklosen schwarzen Plastik-Abdeckungen. Die sahen genau so aus wie jene, die auch das von B&O Sound System abgelöste Shaker Premium Sound-System nutzte.
Den empfiehlt der Designer seiner Familie
Im Mustang Mach-E gibt es jetzt einen optischen Auftritt, der dem Premium-Anspruch der Designer-Dänen auch wirklich gerecht wird. Dafür mussten die Akustiker sogar ein wenig zaubern. Statt die Hochtöner wie allgemein üblich in den A-Säulen unterzubringen, sind sie gemeinsam mit dem Center-Speaker unter einem sehr schicken Stoffüberzug auf dem Armaturenbrett des elektrischen Ford verborgen und strahlen nach oben ab. Die Tief-Mitteltöner der linken und rechten 2-Wege-Systeme für die erste Sitzreihe befinden sich in den vorderen Türen, halten also ein ganzes Stück Abstand. Das ist normalerweise der Abbildung nicht förderlich. Doch – soviel sei schon vorm Hörtest verraten – Ford und sein dänischer Partner bekamen das Ganze im Zusammenspiel mit dem als 8-cm-Breitbänder ausgeführten Center-Kanal gut in den Griff. So verwöhnt Bang & Olufsen im Mustang Mach-E und Mach-E GT mit einer ausgesprochen plastischen und hohen Bühnenabbildung.
B&O gibt Stoff
Auch die 16 cm durchmessenden Tief-Mitteltöner bekamen einen wohnlichen Stoff-Überzug. Damit hebt sich das Elektro-SUV wohltuend vom oft von Hartplastik dominierten Look anderer Ford-Cockpits ab. In den hinteren Türen sitzen dann die 2,5-cm-Hochtöner sehr dicht bei den 16-cm-Tief-Mitteltönern für die Fond-Passagiere. Den für beide 2-Wege-Systeme eingesetzten Subwoofer brachten die Entwickler rechts hinten im Kofferraum unter. In unmittelbarer Nähe findet sich der 560 Watt starke 6-Kanal-DSP-Verstärker, der in Class-D-Betrieb arbeitet. Beim Tiefton-Modul handelt es sich um ein ECS-Konzept (Externally Coupled Subwoofer). Dessen ovale Membran hat ein Format von 6 x 9 Zoll nutzt die Karosseriestruktur als Lautsprecher-Volumen. Das spart Platz und Gewicht.
Als Quellen stehen im Ford Mustang Mach-E GT die Segnungen der Moderne bereit. Ford Sync A4 stellt Konnektivität zum Musikhören und zur Kommunikation via USB- und Bluetooth-Schnittstellen bereit. Die Bedienung das Infotainment-Systems erfolgt über einen hochkant angeordneten Zentralbildschirm in einem Format, das sich außerhalb eines Teslas schwer finden lassen dürfte. Durch die schiere Größe von 15,5 Zoll (Tesla lässt grüßen) kann man daher ungeachtet der prinzipbedingten Nachteile von Touch-Screens auch während der Fahrt ganz gut auf die einzelnen Funktionen zugreifen. Vor allem: Es gibt einen großen haptischen Lautstärkeknopf unten am Display! Wer Apple Car Play oder Android Auto nutzt, findet in Siri und Google Assistant zudem eine gute Sprachunterstützung zum Telefonieren und Navigieren als Ergänzung zur Ford-eigenen Sprachsteuerung.
Die Pflichtübung vor der Tür
Weil modernes Leben allerdings ohne ein paar technische Klimmzüge viel zu einfach wäre, haben die Designer bei den Türen eine Grand Complication eingebaut. Die futuristischen Türgriffe sorgten bei mir wie schon im ebenfalls elektrischen BMW iX (siehe Testbericht) bei mir für einigen Verdruss. Offenbar herrscht unter den Herstellern im Geheimen ein Wettbewerb nach dem Motto: „warum einfach, wenn es auch umständlich geht?“ Und hier schlägt sich das gemessen an Serien-Ausstattung und Motorleistung vergleichsweise günstige Ford-SUV ausgesprochen gut gegen den Premium-Bayern.
Muss zugeben, dass ich den Mustang Mach-E in der auch optisch sehr ansprechenden GT-Variante nur vergleichsweise kurz auf der Straße testen konnte. Doch sofort fiel das eingangs erwähnte stramme Gefühl in Fahrwerksabstimmung und das weniger nervöse Lenkgefühl bei höheren Geschwindigkeiten auf. Und vom beherzten Zupacken und der perfekten Dosierbarkeit habe ich ja bereit in einigen Tests berichtet, etwa beim streng limitierten Supersportwagen Ford GT, den ich nach der Vorstellung für ein Online-Magazin über Autobahn und Landstraße scheuchen konnte.
Hörtest: So klingen 560 Watt im Verbund mit 487 Flüster-PS
Richtig zupackend gaben sich im Ford Mustang Mach-E GT aber nicht nur die rassigen italienischen Bremszangen. Auch das dänische Sound-System ging trotz der auf dem Papier wenig spektakulären Leistung sehr beherzt zur Sache. Einmal mehr gelang es der Kooperation aus Bang & Olufsen und Ford, mit vergleichsweise kleinem Aufwand einen verdammt guten Sound zu erzeugen. Einen Sound, der nicht nur Jazz und Klassik filigran und räumlich mit feinen Obertönen, die sich trotz aller Spritzigkeit jeglicher Schärfe enthalten. Mit Pop und Rock entwickelte die Car-HiFi-Anlage ebenfalls richtig Drive. Der Bass gab sich satt und sauber. Beats besaßen Kick und Volumen ohne jegliche Brummigkeit.
Tonal hat Ford mit seinem dänischen Partner Bang & Olufsen einmal mehr ganze Arbeit geleistet. Das 12-Kanal-Sound-System verfügt über jene Musikalität und Ausgewogenheit, die bisher besonders das vom Musiker Stefan Varga abgestimmte HiFi-System im Ford Focus auszeichnete. Darüber hinaus bietet es eine noch beeindruckendere räumliche Abbildung. Das Staging besonders auf den vorderen Sitzen zählt zum Besten, das man derzeit auf Vierrädern erleben kann. Obwohl die Hochtöner formschön ins Armaturenbrett eingelassen sind, stehen Stimmen und Instrumente vor einem in beachtlicher Größe auf Augenhöhe. Alle Instrumente stehen greifbar und stabil vor einem, auch im Tiefton-Bereich. Der Subwoofer im Kofferraum gab in unserem Hörtest nicht seine Position preis. Die Laufzeiten haben die Entwickler also perfekt an das über 4,7 Meter lange Allrad-SUV angepasst.
Im Mustang Mach-E und dem Mach-E GT trifft das bislang beste Car-Audio-Sound-System im Europäischen Ford-Programm auf ein leises Elektro-Auto. Das Klang-Erlebnis daraus ist mehr als die Summe aller Teile.
Testfazit Ford Mustang Mach-E GT mit B&O Sound
Im letztes Jahr getesteten Ford Mustang Mach 1 spielte das Sound-System von Bang & Olufsen für einen Petrol Head wie mich nur die zweite Geige. Der unnachahmliche Sound des 5.0 Liter großen V8-Motors degradierte das gerade für eine Serienausstattung sehr ordentliche B&O-Sound-System zur schönsten Nebensache, was akustische Untermalung der flotten Fahrt betrifft. Da der Mach-E GT auf akustisch unauffälligen Elektroantrieb setzt und einem beim Blick auf die Reichweiten-Anzeige auf dem 10,2-Zoll-Instrumenten-Display auch die Lust auf Vollgas-Orgien schnell vergeht, tritt B&O in dieser Crossover-Kreation außer Konkurrenz auf. Das gilt besonders beim Basis-Modell ohne den GT-Zusatz und die damit verbundene Sportlichkeit. Gerade hier ist beim elektrischen Gleiten allein die Car-HiFi-Anlage für Kicks oder Gänsehaut zuständig.
Ford Mustang Mach-E GT – Technische Daten
- Preisempfehlung Ford Mustang Mach-E / Mach E-GT: ab rund 69.200 / 86.200 Euro
- Preisempfehlung B&O Sound-System: Serienausstattung bei Mach-E GT, ansonsten im Technologie-Paket + für 2.100 enzhalten
- Außenmaße / Fahrzeuggewicht: 474,3 x 188,1 x 161,3 cm / ca. 2.350 kg
- Antriebsleistung: 487 PS
- Beschleunigung 0 – 100 km/h: 4,4 Sekunden
- Vmax: 200 km/h
- Weitere Infos und technische Daten: www.ford.de
STEREO GUIDE Testurteil
Der elektrische Ford Mustang Mach-E GT ließ im Test seinem B&O Sound System akustisch den Vortritt – ein Kontrast zum klassischen V8-Mustang.
Vorteile
- ausgewogener Klang
- satte, saubere Basswiedergabe
- exzellentes Staging
- großer haptischer Lautstärkeknopf unter dem Display
- B&O Sound-System in der Premium- und GT-Version des Mach-E sogar serienmäßig
Nachteile
- unpraktische Türgriiffe
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.9
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Klang: Bass / Dynamik9.5