Das von BMW-Boss Oliver Zipse wegen der dahinter verborgenen Sensorik als „Intelligenzfläche“ geadelte Grill-Substitut in Form einer XXL-Doppelniere erzeugte schon nach den Prototypen-Fotos des BMW iX einen Aufschrei – gerade auch aus Reihen der eigenen Kunden. Und zwar in einer Stärke, die man seit der Ära von Designchef Christopher Bangle mit den Höckern am Heck der 7er- und 8er-Reihe nicht mehr erlebte. Die Reaktion der Bayern eskalierte daraufhin ebenfalls: In einem Tweet machten sich die Münchner über die in ihren Augen altmodischen Kritiker aus der Generation der Baby Boomer lustig: „OK, Boomer. And what’s your reason not to change?“ Das traf mich auf Grund meines Baujahres und der Vorliebe für kleinere Kühlergrills gleich doppelt. Denn natürlich löste das iX-Design auch bei mir vorsichtig gesagt, Befremden aus.
Nachdem mir ein YouTube-Video mit Christoph Waltz Einblicke in den Innenraum des iX ermöglichte, fand ich das gewagte Design gar nicht mehr so verstörend. Den Rest erledigte die IAA in München. Dort konnte ich mich in einen der ausgestellten BMW iX setzen und sogar einen ersten Eindruck vom Sound-System erhaschen. Mit rotem Leder ausgeschlagen, gefiel mir das Cockpit-Design mit seinem frei stehenden Curved-Display sogar richtig gut. Klar, dass ich anschließend die erste Gelegenheit nutzte, das BEV (Battery Electric Vehicle) mit Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System zu fahren.
Bowers & Wilkins braucht man in HiFi-Zirkeln nicht vorzustellen. Im Automobilsektor sitzen die Briten dagegen eher in einer elitären Nische. Was man als Autofan über den Lautsprecher-Spezialisten aus Worthing in Südengland wissen sollte: Mit der 3-Wege-Standbox B&W 801 schuf die Marke einen Standard für Abhörmonitore. Die Lautsprecher-Ikone respektive deren Nachfahren finden sich in den Studios der BBC oder Abbey Road. Dessen jüngste Generation namens 801 D4 ziert auch als Ikone die Menüs des Bowers & Wilkins Diamond Surround Systems. Übrigens gab es auch einen BMW 801. Der war aber kein Auto, sondern ein Flugzeugmotor.
Das Konzept des iX: Alles so schön bunt hier
Das futuristische Cockpit des iX erinnert weder an Flugzeuge noch an BMWs, wie wir sie kennen. Die Assoziationen schwanken irgendwo zwischen Lounge und UFO. Und ich zwischen Begeisterung und Bestürzung. Nachdem ich mich beim Einsteigen an den schmalen Griffmulden mit den versenkten Türgriffen störte. Aber das war nur etwas unbequem. Innen waren die Türöffner zunächst unauffindbar für einen Neuaussteiger wie mich.
Was hatte ich mich früher amüsiert, wenn Beifahrer*innen im 3er oder 5er aus den 80ern die unter den Türgriffen versteckten Öffner nicht fanden. Im iX gibt es dafür kleine Buttons, die sich auf der Fahrerseite inmitten einer Armada von Knöpfen verstecken.
Und das sind im iX noch mehr als in anderen modernen BMWs. Nicht zuletzt deshalb, weil die Münchner sich bei der Positionierung der Sitzverstellung offensichtlich von ihren Stuttgarter Freunden beeinflussen ließen. Sie befindet sich jetzt nicht mehr seitlich am Sitz, sondern thront plakativ und in Sitzform schematisch dargestellt oben an der Türverkleidung. Das sorgte zugegebenermaßen bei einem BMW-Besitzer nach dem Einsteigen auch erst mal für einen Griff ins Leere. Für die nicht vorformatierte Mehrheit dürfte es aber so einfacher zu handhaben sein.
Transparenz-Bestreben
Wie gut, dass abgesehen vom runderneuerten BMW-Betriebssystem die Bedienung des B&W Soundsystems intuitiv gelingt – zumindest, wenn man als Neueinsteiger am überarbeiteten iDrive die betreffenden Menüs erst mal gefunden hat. Die Designer haben im Zuge der Modernisierung auch die physischen Tasten rund um den Dreh- und Drück-Steller einkassiert. Die Touch-Buttons rund um den jetzt transparent ausgeführten Knopf sind glattflächig perfekt in die Mittelkonsole integriert. Das sieht ohne Frage stylisch aus, hat aber den Nachteil, dass man sie nicht blind findet.
In dem Fall kein Hindernis: „Was, Du fährst den ‚Ei-Ex‘ (er sprach das englisch aus), da komme ich mit!“, meinte ein Freund und Kollege. Perfekte Fügung, denn ich hatte den BMW iX xDrive 50 kurzfristig für einen Nachmittag überlassen bekommen und wollte natürlich auch möglichst viele Fahreindrücke sammeln.
Das konnte ich dann in aller Ruhe, während er für die fachmännische Durchführung des Hörtests sorgte. Als Programmquellen stehen neben Radio (UKW und DAB+) auch noch USB, Bluetooth und bei entsprechender Ausstattungsoption Connected Music mit Spotify mit der schnellen 5G-Verbindung des iX zur Auswahl. Nach den ersten Takten Musik mit dem Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System hätte ich schwören können, dass hier Massagesitze am Werk sind. Doch von der IAA-Hörprobe kannte ich die 4D-Klangfunktion schon. Und wie schon damals suchte ich prompt nach dem Menü zum Deaktivieren. Oder besser gesagt: Ich ließ suchen, weil BMW auf dem breiten Curved Display so ziemlich alles neu sortiert und gestylt hatte. Wie gesagt, ich wollte mich ja aufs Fahren konzentrieren.
Bowers & Wilkins massiert den Rücken
Die Frage, die Sie sich jetzt stellen: Warum bescheidet sich der Tester mit nur drei Dimensionen? Auch wenn sich die britischen Monitor-Werke mit ihren Bayerischen Partnern BMW und Harman besonders viel Mühe mit diesem Spezialeffekt gegeben haben: Die Position der Exciter im Sitz und die Frequenz, mit der sie arbeiten, liegen für meinen Geschmack (und auch für den des Kollegen auf dem Beifahrersitz) zu hoch. Deshalb treten sie aus dem Musikgeschehen als Lendenwirbelmassage auf der Höhe, wo bei meinem eigenen Auto die Lordosenstütze sitzt, mit spürbarem Eigenleben hervor.
Das haben die ewigen Stuttgarter Rivalen im zugegebenermaßen mindestens doppelt so teuren Maybach mit Burmester 4D Surround System einem kurzen Hörcheck nach zu urteilen, besser gelöst. Immerhin kann jeder den 4D-Effekt des Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound Systems nach Gusto dosieren – oder deaktivieren.
Auch ohne die Exciter, die ähnlich einem Lautsprecher arbeiten und die Rückenlehne der bequemen Sportsitze zum Schwingen anregen, gab es eine Menge good Vibrations. Und die kommen ab einer gewissen Lautstärke, perfekt in Frequenz und Timing von den Lautsprecher-Chassis selbst. Zwar gibt es beim Elektroauto immer eine Konkurrenz mit den Batteriemodulen um Platz am Unterboden.
Zentralbass an Bord
Doch es gelang BMW trotz allem, die beiden, mit Carbon-Fiber-Membranen bestückten 21,7-cm-Tieftöner wie in den Verbrennern unter den vorderen Sitzen zu verstauen. Die sogenannten Zentral-Bässe nutzen Teile der Karosseriestruktur als Kammer, um den akustischen Kurzschluss zwischen beiden Seiten der Tiefton-Membran zu verhindern.
Und wenn man beziehungsweise der Beifahrer schon mal in die Niederungen der kunterbunten, routiniert in bester PlayStation-Manier umgesetzten Menüs eingetaucht ist, bietet es sich natürlich auch an, zu sehen, ob man nicht noch etwas mehr aus dem Sound-System kitzeln kann.
Zwei HiFi-Tester, eine Meinung: Ohne die Brillanz-Betonung, dafür mit geringfügig mehr Ober-Bass für satteren Punch könnte das bemerkenswert breitbandige Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System die unbestritten hohe Qualität seiner Treiber noch vereinnahmender in Szene setzen.
Qual der Wahl
Bowers & Wilkins bietet für solche Sonderwünsche beste Voraussetzungen. Das Sound-System bringt nicht nur vier Klang-Presets („Studio“, „Concert Hall“, „On Stage“ und „Rear“) mit. Die Briten respektive deren Automotive-Statthalter bei Harman in Garching haben ihm auch einen 9-Band-Equalizer mitgegeben. Mit dessen Hilfe gelingt es versierten BMW-Besatzungen sehr schnell, das System noch etwas stimmiger und körperhafter ertönen zu lassen.
Was das 1.615 Watt starke System dann zu leisten vermag, zaubert nicht nur bei besonders anspruchsvoller klassischer Musik den Insassen ein breites Grinsen ins Gesicht. Auch Rock und Pop machen sehr viel Freude damit. Klar, dass audiophile Ohren das neutrale „Studio“-Stereo-Setup bevorzugen. Es manipuliert das Ausgangs-Signal nicht so stark wie „Concert Hall“ mit Surround-Effekten, die bei dem meist üblichen Stereo-Aufnahmen künstlich generiert werden. Vor allem nicht so stark wie „On Stage“. Dieser Sound-Modus verteilt mit der Rechenpower von Quantum Logic Immersive (QLI) die Musikinstrumente rundherum in dem Innenraum des knapp 5 Meter langen Fahrzeugs.
Apropos „On Stage“: Den ersten Kontakt mit dieser eigenwilligen Staging-Variante hatte ich im Ferrari FF, in dem Harman die 2D-Version von Quantum-Logic auf die Straße brachte. Offen gestanden klang dessen wunderbarer großvolumiger V12-Saugmotor in meinen Ohren so betörend, dass ich diese doch sehr eigenwillige Klangverteilung auf einer Testfahrt durch England und Norddeutschland mit einer gewissen Milde beurteilte. Doch im BMW iX herrschen ganz andere Bedingungen.
Fahreindruck des E-Bayern mit britischem Sound System
Das BEV bleibt mit den zwei fremderregten Synchronmotoren (die kommen Ressourcen-schonend ohne Permanentmagneten aus) der allradgetriebenen xDrive-Ausführung nicht nur im Vergleich zum hochdrehenden Verbrenner im Ferrari extrem leise. Auch im Vergleich zu anderen Elektro-Fahrzeugen herrscht im 523 PS starken iX xDrive 50 wohltuende Ruhe. Selbst beim Rekuperieren, also wenn der Elektroantrieb im Schiebebetrieb wie ein Generator die Batterien auflädt, fällt der BMW nicht mit dem an eine S-Bahn erinnernden Sound auf, den man von manch anderem Stromer kennt. Nicht nur, um diese auch von Abrollgeräuschen ungetrübte Ruhe voll auszukosten, verzichtete ich auf die Nutzung der von keinem geringerem als Hans Zimmer komponierten „BMW IconicSounds Electric“.
Ohne dem mit Awards prämierten Filmmusik-Komponisten und seinem ebenfalls awardgekrönten Sythetic-Antriebs-Sound zu nahe zu treten: Erstens verbinde ich mit dem Begriffen BMW und Iconic Sounds das heißere, naturbelassene Röcheln von hochdrehenden, von Einzeldrosselklappen beatmeten Reihensechszylindern wie dem des BMW M5 E34 aus dem John-Frankenheimer-Film „Ronin“ (den ich mir daraufhin selbst zulegte). Immerhin überlässt es BMW, der Besatzung, den Sound nach eigenem Gusto zu aktivieren oder wie in meinem Fall nach wenigen Kilometern wieder zu deaktivieren.
BMW-Heizer
Deaktivieren war übrigens auch auf den ersten Kilometern Fahrt angesagt. Der Testwagen besaß, wie ich später recherchierte, ganz offensichtlich das optionale Wärmekomfort-Paket. Es umfasst neben Lenkradheizung, Sitzheizung vorne und hinten, Armauflagenheizung in Mittelkonsole und Türen vorne und hinten plus Flächenheizung in Instrumententafel und allen vier Türen. All diese Heizungen waren vom Start weg aktiv und sorgten für eine gewisse Überraschung, dass einem praktisch sämtliche Kontaktflächen nach kurzer Zeit einheizten. Eine gute Gelegenheit, die neu sortierten iDrive-Menüs zu umgehen und einfach alles via Sprachbefehl über den BMW Intelligent Personal Assistant abzuschalten. Das klappte wie erwartet frei heraus. Allerdings gelang es mir nicht, die Heizungen beider Sitze gleichzeitig mit einem Befehl zu deaktivieren.
Wenn man bedenkt, dass im Elektro-Auto die Heizung ohnehin elektrisch arbeitet und in diesem Elektro-BMW quasi ein immersives Heizerlebnis generiert, verdient die reale Reichweite richtig Respekt. Mit 90 Prozent Ladung zu Fahrtbeginn, zeigten die Instrumente trotzdem über 500 Kilometer Reichweite an. Das macht den BMW iX zu einem nicht nur äußerst komfortablen, sondern auch Langstreckentauglichen Reiseauto – zumindest, wenn man die Beschleunigung von 4,6 Sekunden für den Standardsprint und den Top Speed von 200 Sachen nicht auskostet.
Flott unterwegs
Doch die Zeit war ohnehin zu kurz für eine solche Strecke. Also fuhr ich den iX genau so, wie man als Petrolhead einen BMW bewegt. Und das gelingt auf Anhieb sehr lässig. Das nicht gerade leichte SUV sprintet gleichmäßig und kraftvoll, dabei zugleich unspektakulär, aber ausgesprochen souverän aus jeder Geschwindigkeit los, bis der elektronische Begrenzer dem Treiben bei 200 Stundenkilometern ein Ende bereitet.
Wenn man erst mal die kleinen Hürden des komplett neu gestalteten Cockpits inklusive der gläsernen Bedienelemente für Sitzverstellung, Gangwahl und so weiter überwunden hat, fühlt sich der knapp 2,6 Tonnen schwere, dabei nicht gerade flache iX xDrive 50 einfach nur wie ein BMW an. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Benziner oder Diesel, Kompaktsportler oder Luxus-Limousine gewohnt ist.
Fährt sich wie ein BMW
Schon in der ersten beherzt angegangenen Autobahnausfahrt baut sich jenes Vertrauen auf, das man von den fahraktiven und gut ausbalancierten Bajuwaren gewohnt ist. Daran ändert nicht einmal das futuristisch deformierte Lenkrad etwas. (Die Bayern haben das Runde in das Eckige verwandelt). Die Rückmeldung und Direktheit passt selbst, wenn man nicht vorher den Sport-Modus aktiviert. Auch die Bremsen lassen sich gut dosieren, die „mitdenkende“ adaptive Rekuperation lässt sich vom Fahrer zusätzlich anpassen.
Die Verbindung aus extrem leisem Antrieb, niedrigem Abrollgeräusch mit recht leisen, aber vielleicht gerade mangels akustischer Maskierung, trotzdem präsenten Windgeräuschen und der sehr guten Ergonomie plus Fahrwerksabstimmung sorgt für entspanntes Wohlbefinden. Diese Kombination bildet die perfekte Basis, die Tugenden des Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound Systems mit seinen 30(!) Lautsprecher-Chassis zu goutieren. Um ihnen das Fliegen beizubringen, fährt die 28-Kanal-Endstufe stramme 1.615 Watt auf. Wer die Anzahl der Treiber in Relation zu den Verstärker-Kanälen setzt, kann erkennen, dass BMW und B&W hier auf weitgehend aktive Ansteuerung ohne passive Frequenzweichen zwischen Leistungsstufe und Lautsprecher vertrauen. Das verbessert die Kontrolle der Membran-Bewegungen ebenso wie die Möglichkeiten bei der Entzerrung und der Filterung zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen.
Sound-System spielt Verstecken
Im iX geht BMW übrigens nicht nur beim Antrieb andere Wege als beim 7er, der gegen Aufpreis von 5.850 Euro ebenfalls mit einem Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System vorfährt. Was die Präsentation betrifft, setzt sich das BMW-BEV bis auf die mit LED-Beleuchtung und gebrandeter, dekorativer Aluminium-Blende für die selbst im Einkauf sehr kostspieligen Diamond-Hochtöner mit Kalotten aus künstlichem Diamant von den Mitbewerben ab. Die 10-cm-Aramid-Mitteltöner in den vier Türen treten optisch überhaupt nicht in Erscheinung. Sie verstecken sich hinter einer Stoffbespannung im vorderen Teil vor den Türgriffen, anderen Benutzung mit dem Daumen auf dem Öffner-Knopf man sich erstaunlich schnell gewöhnt.
Auch auf die, in den vorderen und hinteren Kopfstützen untergebrachten 6-cm-Effekt-Lautsprecher weist nicht einmal eine Perforation im himmelblauen Stoff/Mikrofaser-Sitz-Bezug hin. Viel wichtiger allerdings: Man nimmt sie akustisch nicht als das wahr, was sie eigentlich sind – Lautsprecher, die Schall direkt hinterm Kopf abstrahlen, um die räumliche Abbildung zu verbessern.
Mit dem Rücken zur Bühne
Das kann man von den beiden 5 Zentimeter durchmessenden 3D-Effekt-Lautsprechern im Fond weniger behaupten. Selbst mit dem Klangpreset „Rear“ traten sie in unserem Test akustisch dominant in Erscheinung. Damit erzeugten sie ein wenig das Gefühl, mit dem Rücken zu Bühne zu sitzen.
Allerdings erscheint mir der BMW iX trotz seines geräumigen Fonds im Gegensatz zum 750d xDrive nicht als eines jener Fahrzeuge, in denen der oder die Besitzer*in rechts hinten Platz nimmt. Und der Nachwuchs dürfte mehr auf die Beats als auf die Bühne achten. Und davon gibt es reichlich.
Unter der Rückbank verbergen sich nämlich noch zwei weitere 21,7-cm-Subwoofer mit Carbon-Fiber-Membranen. Wer den Bass mal so richtig spüren will, viel intensiver und organischer als mit den von uns bereits deaktivierten 4D-Excitern, muss sich einfach nur auf die Mitte der Rückbank setzen und Tracks wie „The Time Is Now“ von Moloko mit gehobenem Pegel abspielen. Wer immer schon davon nie genug kriegen konnte, sich in der Disco das Zwerchfell von Bässen massieren zu lassen, dürfte daraufhin überwältigt sein. Derart flatternde Hosenbeine dürften die meisten seit ihrer Jugend nicht mehr erlebt haben. (Nimmersatts sei „Limit To Your Love“ von James Blake empfohlen).
Nier-Field-Listening: Hörtest des BMW iX
Fassen wir also im Hörtest noch einmal die Summe der bereits erwähnten einzelnen Eindrücke griffig zusammen. Das Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System bezieht seinen immensen Charme vor allem aus der hohen Qualität seiner ausgesuchten Komponenten und der daraus resultierenden Übertragungs-Bandbreite und Dynamik.
Mit der Werkseinstellung konnte es aber zunächst nicht die maximale Homogenität erreichen. Der Grundtonbereich wirkte etwas zu schlank und die auf die Spitze getriebene Brillanz verstärkte den leicht kühlen Touch der Klangfarben zusätzlich. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass damit analog zum großen Vorbild, der B&W-800er-Diamond-Serie, die Qualitäten der gerade für Automotive-Verhältnisse sündteuren Diamant-Hochtöner ins Spot-Licht gerückt werden sollten. Allerdings hat Bowers & Wilkins mit den neuen D4-Versionen bei den HiFi-Boxen für etwas vollere Bässe und mildere Brillanz gesorgt.
Egal. Was sich mit dem Equalizer in kundigen Händen herauszaubern lässt, markiert auf vier Rädern nicht nur die absolute Oberliga. Es gehört innerhalb des exklusiven Zirkels der besten Car-HiFi-Systeme auch noch zu den Sonderangeboten. Mit 5.300 Euro Aufpreis in den „kleinen“ Ausführungen des BMW iX und als Gratisbeigabe im BMW iX xDrive M60 bleibt es unter dem, was etwa Porsche im ebenfalls elektrischen Taycan für dessen superbes Burmester-System aufruft.
Packender Sound mit äußerst solidem Fundament
Eigentlich ist es müßig, wortreich die unzähligen Facetten einer musikalisch untermalten Reise im elektrisierenden BMW mit B&W beschreiben zu wollen. Man sollte es eigentlich selbst erfahren. Trotzdem noch ein paar Beispiele: Der scharf angerissene E-Bass in Thomas Dolbys „Budapest By Blimp“ kam mit exzellenter Impulsivität und der nötigen Schwärze.
Das Timing des Sound Systems stimmte auf den Punkt genau und es schienen bei sämtlichen Hörtests-Tracks alle Instrumente und Gesangsstimmen vor einem zu stehen – sofern man nicht im Fond, saß. Aber das haben wir ja bereits abgehandelt. Wenige Auto-HiFi-Anlagen kommen so tief in die untersten Oktaven hinab. Und noch weniger Autos würden diese bemerkenswerte Bass-Wiedergabe während der Fahrt in voller Pracht aufzeigen. Das gleiche gilt für die extrem transparenten Mitten und die enorm feinzeichnenden Höhen. Okay, das wäre tatsächlich sogar für Baby Boomer ein Argument, ihren Verbrenner gegen den elektrischen Gleiter zu tauschen.
Taugt der Bimmer sogar für Boomer?
Die smarten Bayern haben sogar vorgesorgt, um den Ladefrust zu lindern, der nicht nur für Boomer das Hauptargument gegen E-Mobilität liefert. Wo Tesla-Fans sich die Zeit an der Strom-Tankstelle mit Video-Spielen hinterm Steuer vertreiben, können sich BMW-Begeisterte ohne Zeitdruck die im Fahrzeug gespeicherte Sound-Demo mit einem eigens für den iX komponierten und im Fahrzeug abgemischten Track vertreiben. Es handelt sich um eine 5.1-FLAC-Datei – also um eine echte Surround-Aufnahme mit passenden HD-Video-Animationen. Damit lässt sich gleich auch noch das hochauflösende Curved-Display in Szene setzen. Wer jetzt noch nicht auf Elektro eingestimmt ist, den könnten wohl auch Spritpreise von über 2,50 Euro nicht von seinem Verbrenner abbringen…
Fazit zum BMW iX mit Bowers & Wilkins Diamond Surround System
Mit dem iX gelingt BMW wirklich ein großer Wurf, was auch für sein britisches Diamond Surround System gilt. Zwar erliegen nach dem Daimler die Münchner ebenfalls ein ganzes Stück dem Zeitgeist. Das gesamte Fahrzeug glänzt von vorne bis hinten mit unzähligen bunten digitalen Gadgets, was ich als gewissen Bruch mit der schlichten, funktionsgetriebenen, fast schon nüchternen Instrumentengestaltung der Münchner sehe. Ja, und auch der Gag mit dem 4D-Sitz-Gerüttel hätte nicht unbedingt sein müssen. Wer aber auf die wesentlichen Qualitäten von Fahrzeug und Sound System blickt, wird total begeistert sein.
Besondere Empfehlungen der Redaktion
Drei Empfehlungen zum Schluss. Wer auf Leistung steht, kann mit dem BMW iX xDrive M60 gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: In der Power-Variante zählt das formidable Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System zum Serienumfang. Das spart gleich mal 5.300 Euro und die Schmach, die meisten Teslas immer nur von hinten zu sehen. Viel wichtiger aber in meinen Augen: Man muss Rotmetallic nicht zu seinen Lieblingsfarben zählen. Doch damit sieht der elektrische BMW gerade in Verbindung mit der abgesteppten roten Naturleder-Ausstattung einfach großartig aus. Die hellblaue Stoff/Mikrofaser-Ausstattung des Testwagens empfiehlt sich höchstens für Veganer und Sparbrötchen. Und was das B&W Sound-System betrifft, lohnt es sich, dass man sich die Zeit nimmt, mit den sehr gut gelösten Regelmöglichkeiten das Setup nach persönlichem Gusto zu optimieren. Gelegenheit dazu gibt es spätestens beim ersten größeren Ladestopp.
- Preis BMW iX: ab 77.300 Euro
- Preis B&W Diamond Surround Sound-System: 5.300 Euro, Serie im BMW iX xDrive M60
- Weitere Infos: www.bmw.de
STEREO GUIDE Testurteil
Im Test bewies das Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System BMW iX audiophile Qualitäten. Allerdings muss man sie erst freilegen.
Vorteile
- Hohe Dynamikreserven
- Exzellente Infotainment-Funktionalität und gute Bedienung
- Hohe Reichweite
- Selbst für ein BEV sehr leiser Antrieb
Nachteile
- Etwas buntes Userinterface, etwas plakatives Sound-Setup
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Klangqualität9.2
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Preis/Leistung Sound System9.2