STEREO GUIDE Testurteil
Dem Klang des Roberts Radio Beacon 335 wohnt ein nostalgischer Zauber inne: Die Bluetooth-Box klingt satt und warm wie ein Röhren-Radio.
Vorteile
- Warmer, satter Klang, der mit Rock und Pop richtig anmacht
- Richtig satte Drums, wie man sie aus einem so kompakten Speaker selten hört
- Netzteil im Lieferumfang und Powerbank-Funktion
- Hochwertige, gut gekennzeichnete Tasten
Nachteile
- Equalizer-Einstellungen etwas verwirrend
- könnte etwas spritziger und räumlicher spielen
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.3
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Klang: Bass / Dynamik6.8
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Praxis / Connectivity8.6
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Preis / Leistung8
Die Retro-Design-Welle hat den Audiobereich nicht erst seit dem neuen, von STEREO GUIDE schon getesteten Roberts Radio Beacon 335 voll erfasst. Bei HiFi-Elektronik konnten wir in den letzten Jahren besonders viele Anleihen an die 1970er Jahre bemerken. Klipsch transferierte zuletzt mit dem Heritage Promedia, die wir zuletzt im Test hatten, erfolgreich 1940er Retro-Chic in designbewusste Wohnzimmer.
Roberts Radio bringt jetzt zwei Schmuckstücke namens Beacon 325 und Beacon 335 auf den Markt, die geradezu exemplarisch das Design der 1950er zitieren. Vielleicht sogar ein bißchen überbetonen. Denn diese Farben, die jedem Cadillac zur Ehre gereichen würden, gab es in den 1950ern eher bei Autos oder Küchengeräten: Pastell-Beige, Beeren-Rot, Hochglanz-Schwarz und zartes Pastell-Türkis werden alle mit goldenen Applikationen inklusive Roberts-Schriftzug aufgewertet.
Beide sind nicht batteriebetriebene Bluetooth-Lautsprecher, die in Größe und Gehäuseverarbeitung identisch sind. Das teurere Modell Beaon 335, was wir hier im Test haben, ist aber durch viele sinnvolle Funktionen wie Stereo-Pairing, verlängerter Akkulaufzeit und EQ für klangbewusste Hörer den Aufpreis wert.
1950er Design für Stilbewusste
Rundum läuft eine stilecht gewobene Stoffverkleidung, hinter der die Lautsprechertreiber arbeiten. Die meisten Besitzer werden diese Retro-Schmuckstücke denn auch eher im Indoor-Einsatz zum Klingen bringen. Da erweitert der analoge 3,5-mm-Klinkeneingang, der neben Bluetooth die zweite Zuspieloption darstellt, die Einsatzbereiche doch erheblich. Dem Wechselbetrieb an TV und Smartphone, der ja naheliegend ist, steht aber die Logik der Quellwahl entgegen, die bei eingestecktem Klinkenkabel immer den analogen Eingang präferiert. Eine Taste zum Umschalten gibt es nicht.
Der Hersteller verspricht für das teurere Modell 15 Stunden Akkulaufzeit, insofern steht auch einem Einsatz auf Terrasse und Balkon nichts entgegen. Mit Sand, Wasser und kratzerverursachenden Steinen bei Camping und Strandparty sollte man aber vorsichtig sein. Allein schon die hervorragend verarbeitete Deckplatte aus Aluminium. Sie trägt vier Tasten, die die gesamte Steuerung erledigen.
Versteckter Equalizer und andere nützliche Extras
Ohne App die gesamte Steuerung inklusive Stereo-Pairing und Equalizer? Ja, denn hinter dem etwas großspurig angekündigten EQ stecken nur fünf voreingestellte EQ-Kurven. In der Praxis wird man vor allem den Normal- für Indoor-Betrieb, einen Outdoor- und einen Bassboost-Modus benutzen. Die Umschaltung erfolgt mit einer etwas komplizierten Tastenkombination und Feedback über eine LED und die Anzahl, wie oft sie blinkt. Dabei kann man leicht durcheinander kommen, vor allem, wenn man die Anleitung nicht zur Hand hat: „Welcher Modus ist das gerade nochmal?“
Der Stereo-Pairing-Modus verlangt nach einem Druck eines versteckten Tastes auf der Unterseite. Das geht erst, nachdem der erste (linke) Speaker bereits verbunden ist. AUX- und der USB-Anschluss zum Laden – der auch für Powerbank für Smartphones dienen kann – befinden sich dagegen auf der Rückseite.
Angesichts der Größe und der Tatsache, dass der wirklich bildschöne Speaker immer aufrecht betrieben wird, ist die Mono-Auslegung der Verstärker/Lautsprechereinheit eine sinnvolle Wahl. Ein 4,5 Zentimeter Chassis arbeitet auf der Front hinter der Stoffabdeckung, zwei Passivradiatioren für den Bass seitlich. Was daran „multidirektional“ sein soll, bleibt wohl das Geheimnis derjenigen, die die Roberts Webseite gepflegt haben.
So klingt das Retro-Schmuckstück
Klar, wenn man in langen Jahren unzählige HiFi- und High-End-Anlagen-Tests gemacht hat, hört man gerade bei kleineren Bluetooth- und WLAN-Boxen schon auf die ersten Takte, ob das Gerät „Top“ oder „Flop“ ist. Doch beim Roberts Radio Beacon 335 fiel mir nach dem problemlosen Aufbau der Bluetooth-Verbindung nach wenigen Sekunden die Kinnlade herunter: „Wow, das klingt wirklich richtig g**l!“
Und weil ich vom Vorabend noch meine Rock-Playlist auf dem iPhone hatte, hörte ich mit Pink Floyd, Elvis Costello oder R.E.M. Dabei erzeugten gerade verzerrte E-Gitarren fast schon Gänsehaut. Irgendwie hat es Roberts Radio hinbekommen, dem Klang einen Hauch Röhrenradio einzupflanzen. Das passt einfach toll zu Gitarren, die damit mehr Ausdruck und Feeling bekommen. Auch Schlagzeug kommt über den kleinen Bluetooth-Lautsprecher richtig sonor, ganz besonders, wenn man den Beacon 335 mit dem Rücken an der Wand oder gar in einer Raumecke platziert. Auch Stimmen klangen zwar nicht immer verfärbungsfrei, aber ausdrucksvoll. Musikhören machte einfach Freude, wenn das Programm so gut passte.
Roberst Radio Beacon vs JBL Flip 6: Eine Frage des Geschmacks
Was man bei allem Spaß an dieser warmen, satten Abstimmung konstatieren muss: Man sollte sich auf diesen farbenfrohen Nostalgietrip einlassen. Wer einfach nur A/B-Vergleiche macht, entzaubert die Magie der britischen Wireless-Box. Selbst der deutlich günstigere und schlankere JBL Flip 6 klingt spritziger, lauter und spektakulärer. Sein 2-Wege-System wirft besser beleuchtete und viel feiner aufgelöste Obertöne in die Waagschale, die Drums klingen spektakulärer.
Letzteres liegt zwar an einem etwas aufgedickten Oberbass, macht aber gerade bei Pop oder Hip-Hop viel mehr her. Trotzdem klingt natürliches Schlagwerk konturierter, differenziert und authentischer mit mehr Fundament ganz unten. Auch dynamisch lässt der JBL den Nostalgie-Speaker etwas alt aussehen, etwas verhangen und mit gebremstem Schaum. Auch merkt man beim Briten etwas deutlicher das Pumpen des Limiters, der komplexe, laute Passagen bei höheren Wiedergabepegeln etwas zurücknimmt, um den Treiber nicht zu überfordern. Doch auch wenn es paradox erscheinen mag: Bei Rock, Vintage-Pop und Jazz (Klassik wird wohl niemand ernsthaft über eine kleine Bluetooth-Dose hören) verbreitet der Roberts Radio Beacon einfach mehr Flair und Feeling als der dynamische, aber auch etwas kühlere, nüchternere JBL.
Alternativen zum Roberts Radio Beacon 335
Mit Roberts Radio wagt sich ein weiterer Hersteller in den Bereich der Bluetooth-Speaker mit Retro-Design. Vom Look und Feel her ist der Beacon 335 auf Augenhöhe mit Marshall und Klipsch. Im Klangvergleich ist der Klipsch Heritage Groove ein harter Gegner. Der von uns getestete Marshall Kilburn 2 spielt klanglich, preislich und vom Materialaufwand in einer höheren Liga. Ob man den Retro-Style nun cool oder kitschig findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Und aus gegebenem Anlass als aktueller Nachtrag noch ein Gebrauchshinweis, um sich nicht wie manche Politiker*innen zu blamieren: Die Box heißt Beacon, nicht Bacon!
- Preisempfehlung des Herstellers: 200 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 9,3 x 19 x 9,4 cm
- Gewicht: 734 g
- Besonderheiten: analoger AUX-Eingang, 15 Stunden Akkulaufzeit, 5 EQ-Modi, Stereo-Pairing, USB-Powerbank-Funktion
- Mehr unter: www.shop-robertsradio.de
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