Je schöner das Wohnzimmer eingerichtet ist, desto häufiger sieht man Lautsprecher dort, wo es akustisch schwierig wird. Das gilt besonders für Design-Lautsprecher und smarte Multiroom-Komponenten wie vom Marktführer Sonos auf Werbefotos.
Doch ist das überhaupt realistisch? Darf man Lautsprecher ins Regal stellen ohne deutliche Abstriche bei der Wiedergabequalität? Kann die Regalaufstellung Dröhnen verursachen wie die Aufstellung in der Ecke?
Regalaufstellung und Basswiedergabe
Den größten Einfluss hat die Aufstellung auf den Bassbereich. Stehen Lautsprecher wandnah, addieren sich zumindest im unteren Bassbereich die von den Chassis abgestrahlten Schallanteile mit denen, welche die Wand reflektiert. Ergebnis: Der Bass wird zu laut und neigt je nach Raum auch noch zum Dröhnen. Bei zwei Wänden, nach hinten und zur Seite, verstärkt sich dieser Effekt.
In der Ecke muss man also mit verstärktem Dröhnen und zu fettem Bass rechnen. Bei Regalaufstellung nur, wenn das Regal massiv gebaut ist und der Lautsprecher auch seitlich von einer Regalwand eingefasst wird. Ein frei montiertes Regalbrett dagegen verhält sich oft nicht anders als eine gewöhnliche wandnahe Plazierung auf Lowboard oder Tisch.
So erkenne ich Boxen, die auch ins Regal dürfen
Lautsprechersysteme, die aufgrund ihrer Bassabsstimmung auch unter Bedingungen mehrfacher Bassverstärkung, also im Regal oder in einer Raumecke, optimal spielen, lassen sich leider nicht von außen als solche erkennen. Genauso wenig geht das aus den üblichen Prospektdaten zweifelsfrei hervor. Entgegen landläufiger Meinung spielt auch die Größe hier nur eine sehr untergeordete Rolle. Gerade kleinere Lautsprecher mit einer für diese Bauart nicht untypischen Bassverstärkung produzieren im Regal oft Dröhnprobleme. Dagegen machen größere Regalboxen mit tiefer Bassreflexabstimmung oder geschlossenem Gehäuseprinzip hier eher weniger Ärger.
Ein guter Hinweis auf eine Regaltauglichkeit ist ein geschlossenes Gehäuseprinzip. Oder auch die Möglichkeit, die Basswiedergabe akustisch auf eine Eckaufstellung anpassen zu können. Beides ist zum Beispiel beim Denon Home 150 gegeben. Aber auch andere Apps für Systemlautsprecher bieten solche Funktionen, etwa die KEF LS 50 Wireless II.
Lautsprechersysteme, deren Tiefton sich nicht regulieren lässt und die im freistehender Position schon einen satten bis fetten Tiefbass erzeugen, sind mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht die besten Kandidaten für die beliebte Regalaufstellung.
Ansonsten hilft nur Ausprobieren. Oder ausprobieren lassen. Schließlich wird bei jedem Stereo Guide Test die Performance eines Lautsprecher auch an der Wand ausprobiert und der Charakter des Tieftons beschrieben.
Regalaufstellung und Stereowiedergabe
Nicht nur auf den Tiefton, sondern auch auf die Raumwiedergabe hat der Aufstellort des Lautsprechers einen gewissen Einfluss.
Onebox-Systeme, die in Mono arbeiten oder eine virtuelle Raumabbildung erzeugen, sind von der Raumabbildung her ohnehin beschränkt. Nachteile, die durch eine Regalaufstellung entstehen könnten, sind hier also nicht so relevant, insofern spricht in den meisten Fällen nichts dagegen.
Es gibt aber Ausnahmen: Das betrifft besonders Soundbars, Sounddecks und Onebox-Systemen mit einer starken Virtual-Abstimmung. Diese erzeugen mehreren Hochtönern einen künstlichen Raumeindruck, und nutzen dafür Phasenverschiebungen und Auslöschungen.
Genau die sind aber für eine völlig freie Schallausbreitung optimiert und können in der Regalaufstellung völlig unkontrollierte Reflexionseffekte erzeugen. Am besten, man informiert sich vorher über die akustische Funktionsweise des Onebox-Systems. Auch Kenntnisse über die Positionierung der Hochtöner können sinnvoll sein. Denn strahlen diese teilweise zur Seite oder nach oben ab, sind Schallreflexionen und negative Auswirkungen nicht nur auf die Abbildung zu befürchten. Auch die Natürlichkeit des Klangbildes könnte darunter leiden. Am besten nimmt man dann ein System, dessen Töner nur noch vorne abstrahlen. Geeignet sich auch solche, die ohne Virtual-Stereo arbeiten (beziehungsweise an denen es sich deaktivieren lässt).
Stereoboxen im Regal
Positioniert man ein Paar Stereoboxen im Regal, sollte man andere Dinge beachten. Um eine gute Raumabbildung zu erreichen, sollten diese möglichst ein Stück auseinander stehen. Idealerweise sollten sie mit dem Hörer oder bevorzugten Hörplatz ein gleichseitiges Dreieck bilden.
- Lautsprecher mindestens bis zur Kante des Regalbrettes vorziehen oder etwas davor herausstehen lassen.
- befindet sich eine Schallquelle wie ein Bassreflexrohr oder Basstöner hinten, ausreichen Platz zu allen Seiten lassen!
- Die Lautsprecher auf den Hörplatz anzuwinkeln, sofern dies vom Hersteller empfohlen wird, kann die Abbildung und Räumlichkeit verbessern