Die Frage der Fragen in der HiFi-Branche: Würden die HiFi Tage in Darmstadt 2024 nach der Umbenennung und dem Veranstalterwechsel genauso schön, attraktiv und gut besucht ausfallen wie 2023? Zum Hintergrund: Der bisherige Veranstalter der Deutschen HiFi Tage wollte die Messe im edlen Kongresszentrum Darmstadtium nicht weiterführen, weshalb eine Kooperation von LowBeats und den Hifi-Profis Frankfurt einsprang und die Messe an selber Stelle und gleichem Zeitfenster kurzerhand übernahm.
Wir können alle Bedenken zerstreuen und die Fragen mit „Ja“ beantworten! Die HiFi Tage Darmstadt haben sich gleich zum Start 2024 als wohl schönste, bestklingenste und entspannteste Messe der Republik etabliert. Und die Vielseitigste! Besondere Freude machte uns die gelungene Mischung aus bezahlbaren HiFi, viel Streaming, außergewöhnlich vielen Aktivboxen, Kopfhörer und High End im richtigem Maße. Mit etwas Heimkino einer Prise Car-HiFi dazu kamen wirklich alle auf ihre Kosten.
Eine Frage wurde natürlich überall diskutiert: Wird die Messe nun wieder jedes Jahr stattfinden? Aus sicherer Quelle erfuhren wir: Ja, sie wird! Die nächsten HiFi Tage Darmstadt 2025 sind für den 18. und 19. Oktober 2025 in Planung.


Multipler Ohrgasmus: Gleich mehrfacher „Best Sound“
Das Kongresszentrum Darmstadtium bietet akustisch ziemlich gute Voraussetzungen für eine überzeugende Klangshow. Allerdings sind die Räume ziemlich groß, mit kleineren Gedecken kommt man oft nicht weiter. Das wussten offenbar auch viele Hersteller, denn es war immerhin die sechste Auflage von Hifi-Tagen in diesem Gebäude. Das Klangniveau war überwiegend so gut, dass wir uns außerstande sehen, einen einzigen „Best Sound of the Show“ zu küren – es gab zu viele hervorragende Vorführungen in völlig unterschiedlichen Preisklassen! Deshalb gibt es bei dieser Messe gleich mehrere Sieger.

Zeile mit Eile: Backes&Müller
Bei B&M wurde die ganze Jubilé-Linie abwechselnd vorgeführt. Besucher staunten bei der dynamischen und impulsiven Performance der Kompakten am meisten, aber da wir die Jubilé IO bereits im Test hatten, widmeten wir uns einer Vorführung der schmalen Standbox Jubilé Neo. Die Öffnung in der Mitte ist weder ein AMT-Hochtöner noch ein Horn, sondern ein Zeilenstrahler.
In der Summe aller Klangparameter die beste Vorführung der Messe! Sehr satter, aber kontrollierter Bass, ein unmittelbares Live-Feeling und eine verblüffend dreidimensional projizierte Räumlichkeit mit tiefem Mittenfokus überzeugten. Und das auch bei dezidiert unaudiophiler Musik wie deftigem Rock und allerlei Elektronischem, was hier einfach sensationell und schnell auf den Punkt spielte.

Günstig mit Fun-Faktor – Zingali & Cayin
Dass bezahlbares HiFi auf einer Messe mit am besten spielt, ist für sich genommen schon eine Sensation. In Darmstadt war es auch noch eine kleine Anlage, die in der offenen Foyerfläche spielte, und das mit kompakten Hornboxen und leistungstechnisch recht beschränktem Röhrenverstärker aus dem Cayin-Programm. Doch die Kombi machte einfach unglaublich anspringend und mitreißend Musik! Nach der Zingali Zero 06M, die ohne Menzel-Tuning gerade einmal 3.600 Euro das Paar kostet, fragten ziemlich viele Messebesucher, und noch mehr blieben vor Erstaunen über die klare, dynamische und mitreißende Vorstellung sitzen. Nun gut, das letzte Quäntchen Bassdruck sollte man hier zwar nicht erwarten, dafür eine Menge Spaß.

Die Diva von der Leine gelassen – Focal & Naim
Immer mehr Hersteller setzen auch bei ausgewachsenen Lautsprechern auf Aktiv-Konzepte, was uns natürlich sehr freut. Im Raum von Focal und Naim spielte die neue Focal Diva Utopia im außergewöhnlichen Filz-Design. Die ist nicht nur einfach aktiv, sondern ein echtes Wireless-Konzept mit kabelloser Übertragung zwischen den Boxen, Streamer und Endstufen von Naim. In die Lautsprecher eingebaut, versteht sich! Im Klang extrem räumlich, transparent und faszinierend, allenfalls etwas überkräftig im Bass. Wir hoffen, dass dieses Konzept Schule macht und auch in kompakteren Lautsprechern erhältlich sein wird.

Hammergut, hammerteuer – Burmester
Zufälle gibt es… Die Silhouette der neuen Super-Aktivbox von B&O zog uns den Raum, doch verwundert mussten wir feststellen, dass gegenüber gerade die Superbox BX100 von Burmester spielte. Ziemlich teuer, ziemlich traditionell, aber nach High-End-Gesichtspunkten ein Erlebnis: Extrem sauber, impulsstark und satt, war die Kombination eine Offenbarung, was Spielfreude und Transparenz zugleich angeht.

Dolby Atmos auf audiophile Art – Perlisten und Velodyne
Wer auf einer HiFi-Messe ein Heimkino besucht, wird nicht selten mit Action-Filmen, bissigen Höhen und rumpelnden Subwoofers abgespeist. Nicht so bei Perlisten und Velodyne: Hier gab es ein feines Setup auf audiophilem Niveau mit voller Dolby-Atmos-Bestückung. Der Klang war auch in Mehrkanal einfach nur fein, räumlich und mit präzisem Bass ziemlich auf den Punkt. Am meisten beeindruckt hat uns die Live-Scheibe von Kraftwerk, die mit diversen Effekten um den Zuschauer herum wirklich zeigte, was mit Dolby Atmos möglich ist. Besser geht es nicht!
Die besten Darmstädter Demo-Tracks
Ungewöhnlich und positiv für eine HiFi-Messe: Es wurde ziemlich viel ziemlich gute Musik gespielt, die man anderswo nicht so oft hört. Wir haben deshalb bei diversen Vorführern über die Schulter geschaut und eine kleine Playlist unserer persönlichen Highlights aufgesetzt, die wir in diversen Räumen gehört haben. Nunja, einige Klassiker aus dem Gravenbrucher High-End-Zeitalter haben sich doch eingeschlichen. Achtung: Von audiophil-seichtem New Wave bis zu knallhartem EDM ist alles dabei!
Messe, Menschen und Aktionen
Die mutigen Macher der HiFi Tage Darmstadt 2024
Hifi wäre nichts ohne die Menschen hinter den Marken und Produkten. Das gilt auch für Hifi-Messen, und so waren doch etliche Beobachter der Szene gespannt, ob der Veranstalter- und Namenswechsel in Darmstadt von 2023 auf 2024 funktionieren würde. Wir würden sagen: Die HiFi-Tage Darmstadt 2024 gerieten zum Triumph, und das dahinterstehende Triumvirat stellte sich am Samstag abend sichtlich entspannt den anwesenden Ausstellern und Branchenvertretern:

Was die Messe letztlich einzigartig machte, war die angenehm kommunikative Atmosphäre und die Leidenschaft, die bei wirklich allen Vorführungen spürbar war. Die tolle Akustik und der gediegene Rahmen des Gebäudes schienen irgendwie alle zu motivieren. So ließen wir einfach bei einem kurzen Rundgang über die Messe die Eindrücke wirken und die Kamera arbeiten.
Szene-Treff reloaded











Neue Marke und die Macher – Audium und Pylon Audio
Klaus Siegesleitner und Frank Urban sind uns schon als Köpfe hinter den Breitbänder-bestückten Aktivlautsprechern von Audium und den Röhrenamps von Fezz Audio bekannt. Jetzt kommt mit Pylon Audio eine weitere Marke zu den sympathischen Berlinern. Klang definitiv anders als Audium, aber spielte im schönsten Eckraum der Messe ziemlich entspannt. Entsprechend lang blieben die Besucher sitzen.

Schmuckstück vom Gitarrengott – Al di Meola Plattenspieler
Der Saitenzauberer und High-End-Botschafter war nur virtuell anwesend: Al di Meola. Dafür präsentierte Clearaudio die neue Sonderedition eines Plattenspielers, die seiner Gitarre nachempfunden ist.
Produkte und Neuigkeiten

Entspannter Klang im Auto: Nio & Dolby
Gleich neben dem Eingang buhlten zwei Car-HiFi-Anlagen um die Gunst der Besucher, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir ließen nach kurzem Hören die etwas übertrieben clubmäßig klingende AMG S-Klasse S63 links liegen und widmeten uns dem Newcomer NIO el7, der mit einer Dolby-Atmos-Anlage aufwarten konnte. Der Sound war so, wie man Musik im Auto auf langen Fahrten zur Entspannung haben will: Räumlich, sanft, etwas unspektakulär mit musikalischem statt krawalligem Bass, aber erstaunlich audiophil. Das ist definitiv eine Testfahrt mit Hörsession wert!


Multiroom in richtig edel: Electrocompaniet Tana
Im kleinen, etwas versteckten Raum von Electrocompaniet gab es eine klangliche Wohlfühloase – so viel Ruhe versprühte die Vorführung. Dazu trugen auch die Lautsprecher von Aretai mit außergewöhnlichen Horn/Waveguide-Konstruktionen bei. Etwas oberhalb unserer Preisklasse, deshalb widmeten wir uns den Ergänzungen zur aktiven Electrocompaniet Tana SL, die wir schon getestet hatten. Der Hersteller komplettierte sein Multiroom-Angebot mit dem neuen Zonenstreamer Rena S2 und dem streamenden Verstärker Rena SA-2.


DAC mit Zauber-Display: HiFi-Rose
Bei Piega spielte leider nicht die neue schlanke Premium-Serie. Dafür entdeckten wir in der Kette den neuen DAC RD160 von Hifi-Rose, der mit seinem hinter silberner Lackfront verborgenen, selbstleuchtenden VU-Metern und Wellenformdarstellung die Zuhörer magisch in seinen Bann zog. Nicht wenige Messebesucher hätten den wohl gerne sofort mitgenommen.

Aktiv größer als Passiv: Avantgarde Acoustics
Aktivboxen sind klein und schnuckelig, passive groß und maskulin? Gegen diese Klischees wollte Avantgarde Acoustics etwas unternehmen: Die passive Colibri (schwarz Hochglanz) ginge zwar bei uns noch als XL-Box durch, ist aber die kleinste Hornbox der Hessen und benötigt zusätzlich einen Subwoofer (mittig) und einen Verstärker (links, von Accuphase). Babak Moayedpour führte aber auch mit Komponenten der Pearl-30-Serie von Cayin vor. Beeindruckend dagegen die aktive Mezzo Itron mit roten Hörnern, die mit einem eigenen Stromverstärker arbeitet. Der Sound war überwältigend direkt, aber der Raum dafür etwas zu klein.


Chile-Grüße: Mapu Preto
Pablo Ocqueteau, Gründer & CEO, der Marke Mapu kam persönlich aus Chile, um seine äußerst wohnraumfreundlichen und vergleichweise feminin wirkenden Breitband-Lautsprecher Mapu Preto im Foyer des Darmstadtiums zu präsentieren. Eine der Besonderheiten dieser sehr kompakten Aktiv-Lautsprecher ist, dass sie in seiner südamerikanischen Heimat in Handarbeit aus Ton hergestellt werden. Deshalb erinnern sie nicht zufällig an Blumenvasen. Die Form ist gut gegen stehende Wellen und begünstig das Abstrahlverhalten der überraschend gut klingenden, präzise fokussierenden Aktiv-Boxen. Trotz traditioneller, natürlicher Werkstoffe sind die ökologisch bis zur Verpackung konsequent gemachten Speaker hochmodern. Dank Bluetooth-Schnittstelle, benötigt jede Bio-Box lediglich eine Stromzufuhr.

Aktiver Koax mit Plattenspieler: Technics
Gut versteckt kurz vor dem Heimkino entdeckten wir eine echte Perle unter den Analog+Aktiv-Kombinationen: Der neue Technics SC-CX700 Streaming-Lautsprecher mit Koaxialchassis, dazu ein klassischer Plattenspieler SL1500. Die alte und die neue HiFi-Welt passten in Darmstadt so gut zusammen wie lange nicht mehr.