Stereo Guide Bewertung
+ herausragend natürlicher, leicht warmer Klang
+ transparent und räumlich, dennoch detailliert
+ ideal für langes Hören, strengt nie an
- weniger spektakulär, Tiefbass knallt nicht so
- für gehobene Dynamik externe Verstärkerung notwendig
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Klang: Natürlichkeit10
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Klang: Bass/Dynamik9
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Praxistauglichkeit8
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Preis/Leistung9
500 Euro ist gewiss viel Geld für einen passiven InEar-Hörer, der ja noch eine entsprechende Ansteuerung benötigt. Doch beim japanischen Kopfhörer-Spezialisten rangiert der Final B-3 damit nur in der Mittelklasse. Nimmt man das Set jedoch in die Hand, bekommt man den Eindruck, hier einen guten Gegenwert zu bekommen. Alles fühlt sich wertig und stabil an – vom fest verflochtenen Kabel bis zu den gefühlt recht schweren, perlgestrahlten Edelstahl-Gehäusen der Ohrhörer und den fein abgestuften Ohrpassstücken.
Bei der Philosophie, ob InEar-Hörer mit einem Breitbänder oder Mehrwege-System ausgestattet sein sollen, scheiden sich von je her die High End Geister. Final hat mehrere Philosophien im Portfolio, und sucht beim B-3 einen goldenen Mittelweg. Zwar besitzt der B-3 einen Fullrange-Treiber, bei dem sämtliche hörbaren Frequenzen von derselben Membran gewandelt werden. Allerdings ist er mit einem zusätzlichen Hochtöner verbunden, der nach oben hin mitläuft. Beide sind als unter der Bezeichnung Balanced-Armature bekannte Wandler ausgeführt. Sie ähneln dem dynamischen Prinzip mit elektromagnetischer Schwingspule und Membran. Allerdings bewegt sich hier der vom Musiksignal durchflossene Elektromagnet mit seinen zwei Enden in zwei umgekehrt polarisierten Magnetfeldern. Damit lässt sich eine extrem geringe bewegte Masse realisieren, und Probleme mit inhomogenen Magnetfeldern und Resonanzen gibt es ebenfalls kaum. Ein Paar davon sorgt für höheren Schalldruck und reduziert die Gefahr von Resonanzen und Auslöschungen in der Druckkammer und den Schallkanälen.
Praxistauglichkeit und Einsatzzweck
Der Final B-3 ist ein passiver Inear-Hörer, benötigt also einen Kopfhörer-Vorverstärker oder ein entsprechend potentes Smartphone mit Analogausgang. Im Test lieferten handelsübliche moderne Smartphone genug Spannung, um den B-3 bei Pop, Rock und Jazz zu völlig ausreichenden Lautstärken zu bringen. Wer Klassik mit leisen Passagen hört oder gern etwas mehr Dynamik am Ohr hat, sollte jedoch die Anschaffung eines mobilen Musikplayers oder D/A-Wandlers mit höherer Ausgangsleistung unbedingt in Betracht ziehen.
Als Verbinder wird nur ein sich symmetrisch verzweigendes Kabel mit 3,5mm-Klinkenstecker mitgeliefert, eine Headset-Funktion ist also nicht vorgesehen. Die Kabel werden von vorn an die Kapseln herangeführt und dann über den Ohren nach hinten verlegt. Ein Haltebügel macht das Konstrukt nicht nur stabiler. Er sorgt auch bei Bewegungen für einen sicheren Halt, obwohl man das etwas erhöhte Gewicht der Stahlgehäuse bei Bewegungen spürt.
Der Final B-3 muss zwingend dicht im Gehörgang plaziert werden, Gummi Ohrpassstücke in 5 verschiedenen Größen werden mitgeliefert. Im Test fand jede Testperson ihr passenden Ohrstücke. Erfreulicherweise müssen die Schallkanäle nicht allzu tief hineingedrückt werden, so dass das Gefühl im Ohr recht komfortabel ist. Allenfalls bei Testpersonen mit kleinen Ohrmuscheln kann das eher kantige Gehäuse hinten oder oben leicht anliegen und ist dann zu spüren.
So klingt der Final B-3: erstaunlich warm und audiophil
Auf Anhieb gefiel der B-3 mit einem rundum ausgewogenen und balancierten Klang, der die Enden des hörbaren Spektrums nicht vernachlässigte, aber auch nicht betonte. Das ist bei In-Ear-Hörern nämlich leider oft der Fall. Im Vergleich zum schon fast überbrillanten, deutlich teureren Sennheiser IE 900 hielt der Final B-3 sich im Brillanzbereich mit Details etwas zurück. Dafür klangen Stimmen, völlig unabhängig ob auf Klassik, Jazz- oder Pop-Aufnahmen, wärmer und homogener als auf vielen Konkurrenten. Die weisen zugunsten von mehr Detailauflösung oft eine Brillanzbetonung auf. Das ging aber keineswegs zulasten der Durchhörbarkeit. Auch größere Chöre und Bigbands staffelte der B-3 sauber und transparent in allen Details.
Der Tiefton band sich sehr harmonisch ins Klangspektrum ein, blieb dabei aber zumeist unauffällig. Nur bei wirklich tiefen und bassreich gestalteten Aufnahmen zeigte der B-3 seine Tiefgangqualitäten offensiv. Er blieb impulstreu, auch wenn man Bassdrumschläge anderswo vielleicht noch härter und satter erlebt hat.
Raumabbildung ist eigentlich nicht das Metier von Inear Hörern. Doch beim Final war die Bühne bei klassischen oder Jazz-Aufnahmen gut zu erahnen. Das Klangbild wirkte breit und soweit bei diesem Wandlerprinzip möglich, auch mit entsprechender Distanz zum Hörer, weitgehend ohne die nervige Inkopf-Lokalisation. Besonders wer weiträumige, diffusfeldentzerrte Over-Ear-Hörer schätzt, findet mit dem Final B-3 dieses Klangideal endlich auch als In Ear.
Fazit und Alternativen zum Final B-3
Mit der tendenziell leicht warmen Klangabstimmung und nahezu perfekter Balance aus Auflösung, Dynamik und Räumlichkeit läuft der Final B-3 etwas den aktuellen Klang-Trends entgegen. Die tendieren im Gewgensatz zu ihm zu explosiver Dynamik und Auflösung. Wer einen High End InEar mit detaillierterer Abstimmung sucht, findet auf dem Markt zahlreiche, etwa den Sennheiser IE 300 und den Ultrasone IQ Pro. Wer es warm, räumlich und sanft mag, ist mit dem Final hervorragend und im Vergleich noch günstiger bedient als mit dem Ultrasone Ruby Sunrise.
- Preisempfehlung des Herstellers: 500 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dual-BA-Treiber ohne Frequenzweiche
- Nennimpedanz: 19 Ohm
- Gewicht: 32 g
- Besonderheiten: MMCX-Steckverbinder, silberbeschichtetes OFC-Kabel
- Mehr unter: www.audiotra.de
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