Die Norddeutschen HiFi Tage 2025 fanden erstmalig im Hotel Le Méridien an der Außenalster im Herzen Hamburgs statt. Genauer gesagt besteht das Méridien aus zwei Gebäuden, und die zahlreichen Vorführräume unterschieden sich je nach Gebäudeteil deutlich. Auf der nördlichen Seite auf den sogenannten Levels gab es edle, weite Salons mit üppigen, hohen Fenstern und atemberaubendem Alsterblick. Ideal für Ultra High End und den Champagnerempfang zum Messeausklang, würden wir sagen.
Doch auch die eher kompakten, zuweilen engen Hotelzimmer im Hauptgebäude hielten einige Hersteller nicht davon ab, schweres Gerät aufzufahren. Oder gehobene Dezibel- und Spaßwerte anzustreben. Im ersten Teil unseres Berichts haben wir die interessantesten Präsentationen mit Aktivboxen, smarten Ketten und kompakten Designanlagen vorgestellt. Teil 2 unseres Messeberichts von den NDHT 2025 widmet sich also dem klassischen HiFi, High End und den Erlebnis-Anlagen. Auch einige Produktneuheiten und ziemlich viele kreativ kombinierte Ketten konnten wir im schier unüberblickbaren Angeboten entdecken. (Teil 1 finden Sie hier)
Auch bei den Ultra-High-End-Anlagen dominierten übrigens heitere Töne. Zumindest, was die Vorführmusik betrifft, haben die meisten Vertriebe das Zeitalter des Gravenbruch-Blues hinter sich gelassen und spielen alles, was schöne Stimme, knallige Beats, seidige Streicher und schöne Melodien hat. Viele ziemlich harte elektronische Klänge finden sich auf der Messe-Playlist, die wir quer durch alle von uns besuchten Vorführräume auf dem Streaming-Dienst Qobuz zusammengestellt haben. Aber auch so manche audiophile Perle.
Anlagen der Superlative
Wilson Audio & D´Agostino & dCS

Auf vielen Messen ist die größte und teuerste Anlage nicht immer die Beste. In Hamburg schon. Wilson Audios Chronosonic XVX plus die Verstärkerkombi Relentless von Dan D´Agostino, dazu noch eine Edel-Digitalquelle von dCS und das New Reference Laufwerk von Thorens. Wir haben weder die Millionen noch die Zentner an Metall genau gezählt, doch das Klangerlebnis war für eine solche XXL-Kette unschlagbar feinsinnig, weiträumig, dreidimensional und spielte knackig auf den Punkt. Ein absolutes Erlebnis!
Bryston und Final

Nicht die teuersten, nicht die schwersten, aber die höchsten Lautsprecher fanden wir bei Bryston: Die Elektrostaten Model 15 von Final (nicht zu verwechseln mit dem Kopfhörer-Hersteller Final übrigens!). Die Vollbereichs-Dipole fügten sich dank ihrer halbtransparenten und reflektierenden Flächenmembran dennoch harmonisch in den Raum ein. Leistung war dank der Endstufen von Bryston genügend vorhanden, das ganze klang sehr sehr detailliert.
Backes&Müller bei Wisseling High End


Superlative und edles Ambiente gab es auch außerhalb der Messe. In Laufweite, im edlen Teil der Hamburger Innenstadt, findet man den High End Store von Jörg Wisseling. Der ist nicht nur eine der schönsten Hifi-Locations überhaupt, sondern beinhaltet auch ein gigantisches Heimkino. Hier spielten abends die Backes&Müller BM60, die wir schon von der HIGH END 2023 als eine der dynamischsten und antrittsschnellsten Lautsprecher überhaupt in Erinnerung hatten.
Auch für die kleineren Vorführräume in den edlen Hallen von Jörg Wisseling gilt die Devise: einer schöner als der andere. Sie sind mit den edelsten Komponenten von Piega, Steinway-Lyngdorf, Wilson Benesch, B&M und Siltech bestückt. Unser absoluter High-End-Ausgehtipp für die Hamburger Innenstadt!


Außergewöhnliche Ketten
Plattenspieler, Vorverstärker, Endstufe und Lautsprecher – so sieht eine klassische HiFi-Kette aus. Manche Vertriebe brachen mit dieser altbekannten Regel und setzten auf ungewöhnliche Kombinationen mittels Aktivboxen, All-In-One-Receivern oder Servern.
ATC & Mytek

Eine besonders vielseitige smarte Kette mit vollanalogen Aktivboxen sahen wir beim Vertrieb Audio Trade: Ein Multitalent namens Mytek Brooklyn Bridge II, bestehend aus Streamer, Preamp, DAC und Roon-Server, kombiniert mit einer ATC, nämlich der SCM19A. Das klang erstaunlich harmonisch und natürlich, passte mit präzisem Bass perfekt zum kleinen Raum.
Revox – Smart mit Bandmaschine

Die wohl ungewöhnlichste Kombi der Messe entdeckten wir bei Revox: schlanke Design-Säulen mit streamingfähiger Mini-Elektronik plus Bandmaschine. Es handelte sich dabei um die B77 III, also die neuste Iteration einer der begehrtesten Maschinen der HiFi-Geschichte.
Radiant Acoustics

Die Entdeckung aus unserer Sicht war die Kombi von Radiant Acoustics Lautsprechern und Lyngdorf Streamingverstärker. Nicht nur, dass sie für eine so kompakte Anlage erstaunlich dynamisch und schnell aufspielte. Für uns auch das beste Beispiel dafür, wie sich eine reduzierte, aber klassische Anlage harmonisch in eine Wohnumgebung integrieren lässt und noch ein paar Tricks in punkto Raumeinmessung eingebaut hat. Chapeau!
Nuprime Musikserver und Audium

Audium hat sich seit langer Zeit einen hervorragenden Ruf durch elegante Standlautsprecher mit Punktstrahler erworben. Wir von STEREO GUIDE haben insbesondere auf die Aktivmodelle ein Auge geworfen, denn die Kombination aus Breitbandchassis im Mittelhochton und eingebautem Streamer ist ein Alleinstellungsmerkmal. Auf den NDHT 2025 spielten die Berliner aber die passive Comp 9.3 an Elektronik von Atoll und Fezz Audio. Ein guter Sitzplatz in der Mitte ist zu empfehlen, dann erzeugt diese Kombi einen riesigen, unerwartet natürlichen Raum mit ziemlich sattem Bass.
Loud & Proud
Manchmal muss man es beim HiFi auch krachen lassen – was in keinem Fall bedeutet, hier ginge es um Lautstärke, Lärm oder irgendwelche Rekorde. Aber es gibt einfach eine ganze Menge Musik, die erst bei gehobenen Pegeln ihre volle Wirkung entfaltet. Und in Hamburg auf den Norddeutschen HiFi Tagen 2025 wurde davon erstaunlich oft Gebrauch gemacht: EDM, Hardrock, 1980er und 1990er Pop, selbst ein bißchen Hip-Hop und R&B waren zu vernehmen.
Westlyd/Argon

Absolute Partystimmung herrschte im zweiten Raum von HiFi Klubben. Hier spielte ein massiver Retro-Koax von Westlyd auf Ständern im 1970s-Stil an sehr günstiger Elektronik von Argon. Die ganze Kette kostete gerade einmal 2500 Euro. Angesichts der knalligen Dynamik und des quasi unbegrenzten Fun-Faktors darf die Anlage zugleich als Jungbrunnen betrachtet werden. Nichts für audiophile Feingeister und Klassikhörer, aber keine rockte so heftig, manchmal etwas ungehobelt durch die Gänge. Was auch am Musikprogramm lag („Blue Monday 88“ von New Order gilt wohl wie Led Zeppelin und AC/DC nicht als klassisch audiophiles Vorführmaterial). Spaß pur und ungefiltert!
Perlisten und Velodyne Heimkino

Ja, wo fliegen sie denn? Audio Reference ließ es neben den beiden Ultra Highend-Anlagen im sechsten Stock richtig krachen: Ein standesgemäßes Heimkino mit 7.2 Sound und bester 4K Projektion sorgte für Staunen bei allen Besuchern.
Backes&Müller


Die schlanke Aktive Jubilé Neo von Backes&Müller hatten wir schon in Darmstadt gehört und trotz des zu großen Raums für sehr gut befunden. In Hamburg war der Raum wiederum für einen so tief bauenden Standlautsprecher und den großen Publikumsandrang eindeutig zu klein. So saßen immer mehrere Hörer wohl weit außerhalb des Sweet-Spots – schade. Denn besonders bei den Fachvorträgen von Malte Ruhnke wurde es recht voll, und man sah den Anwesenden, die locker einer Stunde Theorievortrag auf der Messe lauschten, die Stoßseufzer der eigenen Betroffenheit an, als von Dröhnen, Zischen und Raumreflexionen die Rede war.
Für die, die während der Hördemos einen optimalen Platz ergattern konnten, war die Neo aber eine Offenbarung in Timing, Ansprache und Bassimpulsen. Unfassbar satte, präzise und pumpende Beats in Clublautstärke ließen die Zuhörer mit staunenden Gesichtern zurück. Manchen war es auch der Dynamik oder des Basses zuviel des Guten.
Das Tier unter den Subwoofern: IGX mit Wilson Benesch


Wilson Benesch, sonst eher für audiophil-feinsinnige Klänge bekannt, holte sich Unterstützung beim Subwoofer IGX – das Kürzel steht für Infrasonic Generator –, um im Raum von IAD den neuen Hi-Res-Streamer Lumin T3X perfekt in Szene zu setzen. Die wilde Wilson-Puppe an der bis 8 Hertz hinunterreichenden „Bass Drum“ war natürlich der Hingucker und Star in zahlreichen Messeberichten von dem Norddeutschen HiFi Tagen. Die Standboxen A.C.T. One 3zero harmonierten sehr gut mit Raum und Begleitung zu der auch Elektronik von WestminsterLab und der Plattenspieler Zavfino ZV11X zählten. Die Vorführung machte den Besuch bei der IAD zu einem unserer Messe-Highlights.
Neuheiten und Produktinnovationen
Mini-Thorens

Und sie dreht sich doch! Der tragbare Coturn by Thorens CT-01 stahl den großen High-End-Laufwerken im Zimmer der ehrwürdigen Plattenspieler-Schmiede glatt die Schau. Sein Akku reicht für 12 Stunden Vinyl-Genuss, der mit den aus recycelten PET-Flaschen gegossenen Schallplatten sogar nachhaltig sein kann. Und die Transparenz beim gewissermaßen „veganen Vinyl“ sieht ja auch irgendwie cool aus. Das Mobil-Spieler, der sein Analog-Signal via Mini-Klinke oder wie hier völlig drahtlos über Bluetooth weitergeben kann, kostet trotz solider Metallbauweise nur 450 Euro, das separat erhältliche Case kostet auch nicht die Welt. Sehr coole Innovation made in Germany.
Dan D´Agostino

Im Vorraum von Audio Reference entdeckten wir die eigentliche Sensation: Den „kleinen“ neuen Vollverstärker Pendulum von Dan d´Agostino (der weiland als Gründer und Mastermind von Krell bekannt wurde). Nach klassischen HiFi-Maßstäben ist der weder klein noch billig. Doch im Portfolio des US-Herstellers gibt er den Benjamin und eignet sich wunderbar für kleine, feine Anlagen mit dem gewissen High End Extra.
Innuos Zenith NextGen

Die Server von Innuos gelten schon seit langer Zeit als ideales Mittelding zwischen leistungsfähigem Computer und echtem High End Gerät. Der Zenith wurde in einer neuen Generation – eben Nextgen – in der Suite von Avantgarde Acoustics gezeigt. Im Gegensatz zu so manchem Computer-Hifi glänzte er mit inneren wie äußeren Werten – einfach ein Hingucker!
Qobuz

Qobuz ist nicht nur der offizielle Hi-Res-Musiklieferant und Kooperationspartner von STEREO GUIDE – die sympathischen Macher hinter dem konsequent auf Qualität setzenden Dienst sind auch Dauergäste auf diversen Hifi-Messen.
Damit kommen wir zum Ende des zweiten Teils unseres Messeberichts von den NDHT 2025 in Hamburg. Einen dritten Teil wird es mit einigen Tagen Verzögerung geben – die Flut an Bildern muss erst gesichtet werden – und wird sich den Leuten hinter der Messe, den Schmunzel-Momenten und einigen weiteren HiFi-Sensationen widmen.